Der EZB-Zinsschritt um 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent, der inzwischen achte in Folge seit Sommer 2022, war von den Märkten so erwartet worden. Negativ schätzten Analysten jedoch die gleichzeitig verkündete leichte Erhöhung der Inflationsprognose ein. "Die angehobenen Prognosen für die Kerninflationsrate schreien regelrecht nach weitere Zinsanhebungen, zu denen es auch kommen wird", heisst es etwa in einem Kommentar. Auch diverse kurz nach dem Zinsentscheid publizierte US-Konjunkturdaten schickten die Märkte nur kurz auf Tauchfahrt. So blieben die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stabil und auch die Detailhandelsumsätze legten stärker zu als erwartet zu. Der Industrieindikator Frühindikator Philly-Fed-Index trübte sich weiter ein. Hierzulande hat das Seco am Morgen die BIP-Prognose bestätigt und das KOF hat sie für 2023 minimal erhöht.
Um 15.20 Uhr notiert der SMI 0,04 Prozent höher bei 11'284,10 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und in dem die Schwergewichte gekappt sind, verliert hingegen 0,39 Prozent auf 1765,03 und der breite SPI 0,04 Prozent auf 14'885,84 Zähler. Von den 30 SLI Werten geben 21 nach und acht gewinnen hinzu, Logitech sind unverändert.
Die rote Laterne im SLI halten VAT mit Abgaben von 6,1 Prozent. Der Vakuumventil-Hersteller hat am Morgen die Einführung von Kurzarbeit in den beiden Werken im Rheintal angekündigt, um somit die Fachkräfte für den erwarteten Aufschwung halten zu können. Allerdings gilt zu beachten, dass die Aktien im Jahresverlauf rund 50 Prozent an Wert gewonnen haben und damit zu den stärksten Titeln im Markt zählen.
Die Erholung im Halbleitermarkt scheint sich noch etwas zu verzögern. Daher werden auch andere Technologiewerte wie Inficon (-1,7%), U-Blox (-3,2%) und Comet (-3,6%) von der Ankündigung von VAT in Mitleidenschaft gezogen
Logitech (unv.) stabilisieren sich nach den Verlusten am Vortag wieder. Nachdem Langzeit-Chef Bracken Darrell überraschend seinen Rücktritt angekündigt hatte, brachen die Papiere um 12,5 Prozent ein.
Für das Kursplus im SMI zeichnen vor allem die defensiven Schwergewichte verantwortlich. Roche, Novartis und Nestlé stehen zwischen 0,7 bis 1,6 Prozent höher und verhindern somit grössere Verluste im Leitindex.
Im breiten Markt sorgen die Papiere von SoftwareOne für Gesprächsstoff. Nach einem Übernahmeangebot über 18,50 Franken durch den britischen Private Equity-Gesellschaft Bain Capital in Zusammenarbeit mit den Gründungsaktionären legen die Papiere um 18 Prozent auf 17,94 Franken zu. Der Verwaltungsrat erteilte der Offerte jedoch eine Absage.
cg/kw