Aktienmarkt-Experten etwa von der Bank J. Safra Sarasin schreiben denn auch in einer ersten Einschätzung, dass die Zölle womöglich schlimmer aussähen, als sie am Ende seien. Denn Trump kündigte an, solche Unternehmen von den Zöllen auszuschliessen, die planten, Produktionsstätten in den USA zu erreichen. Beide Schweizer Pharmariesen hatten solche Pläne jüngst angekündigt. Auch im weiteren Handelsverlauf verspricht es spannend zu bleiben, denn in den USA stehen noch die PCE-Inflationsdaten aus den USA an. Sie gelten als wichtigstes Inflationsmass der US-Notenbank Fed.
Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,20 Prozent hinzu auf 11'899,15 Punkte. Sein bisheriges Tageshoch hatte der Leitindex zuvor bei 11'948 Punkten markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, steigt um 0,10 Prozent auf 1949,95 und der breite SPI um 0,13 Prozent auf 16'504,65 Punkte. Im SLI gewinnen zwei Drittel der 30 Werte hinzu und ein Drittel gibt nach.
Vor allem die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-0,4 Prozent) und Novartis (+0,1) stehen im Fokus. Bei Roche verwies ein Sprecher auf Anfrage durch AWP darauf, dass der Konzern erst kürzlich den ersten Spatenstich für ein neues Werk gemeldet hatte sowie Milliardeninvestitionen plant. Auch Novartis hatte bereits ähnliche Pläne angekündigt.
Auch Analysten zeichnen in ihren ersten Kommentaren kein so düsteres Bild. Sie verweisen ebenfalls auf die umfassenden Investitionspläne und geplante neue Produktionsstätten der Schweizer Firmen in den USA. Laut einem Vontobel-Analysten dürfte die ausreichen, um Zölle zu vermeiden.
Der Marktexperte von Sarasin ergänzt, dass die Zoll-Ankündigung ein strategischer Schachzug sein könne, um Druck auf die Pharmaindustrie auszuüben, bevor die von Präsident Trump gesetzte Frist am 29. September abläuft. Bis dahin muss sich die Branche verpflichten, die Arzneimittelpreise in den USA an die niedrigsten Preise in anderen Industrieländern anzupassen (Meistbegünstigungsprinzip).
Lediglich bei Galderma (-1,3 Prozent) scheint die Lage weniger eindeutig, so Vontobel. Die Neuromodulatoren des Unternehmens werden ausserhalb der USA hergestellt, und Nemluvio werde nur teilweise in den USA produziert.
Von den übrigen Gesundheitswerten gewinnen Lonza, Sandoz, Alcon und Sonova bis zu 0,9 Prozent hinzu. Abwärts geht es derweil für Straumann (-0,7 Prozent). In den hinteren Reihen fallen sämtliche Gesundheits- und Biotechaktien, alles voran Addex um 8,4 Prozent.
Neben den Pharma- und Gesundheitswerten fallen noch die Chip-Titel mit ausgeprägten Kursbewegungen auf. So sacken VAT um 7,0 Prozent ab. In den hinteren Reihen verlieren Comet, Inficon und AMS-Osram bis zu 4,4 Prozent. Hier belasten wieder einmal Chip-Pläne von US-Präsident Trump. Gemäss den Analysten von Oddo erwägt die US-Regierung einen Plan, um die USA von Chip-Importen aus dem Ausland unabhängiger zu machen und damit die heimische Produktion anzukurbeln.
Das Gewinnerfeld führen derweil die drei Versicherer Swiss Re (+1,7 Prozent), Swiss Life (+1,1 Prozent) und Zurich (+0,9 Prozent) an.
Auch Lindt&Sprüngli (+1,0 Prozent) sind weit oben auf der Kurstafel zu finden. Die Experten von Jefferies haben die Titel am Morgen hochgestuft.
Unterstützt wird der Markt zudem von Nestlé, die sich um 0,6 Prozent verteuern.
In der zweiten Reihe wiederum sind Papiere wie der Flughafen Zürich (+0,7 Prozent) oder Sunrise (+0,6 Prozent) gefragt. Auch hier sind es Analystenkommentare, die für Bewegung sorgen.
hr/cg
(AWP)