Ein so grosser Schritt sei normalerweise aber für wirtschaftliche Notfälle reserviert, meint ein Stratege einschränkend. Ein weiterer ergänzt, dass eine derart hohe Zinssenkung in den vergangenen 20 Jahren denn auch nur während der Weltfinanzkrise und der Corona-Pandemie gegeben habe. Dass die Märkte dennoch so gelassen reagieren, liege vor allem an den Aussagen zum weiteren Weg, sind sich Marktteilnehmer einig. Denn diese grosse erste Senkung sei nicht als Schrittmacher für den weiteren Zinspfad zu verstehen, machte Fed-Chef Jerome Powell bei der Medienkonferenz klar. Vielmehr könnte die Zinssenkung als ein Nachholen des verpassten Zinsschritts im Juli interpretiert werden, schreibt etwa Metzler in einer ersten Bewertung.

Der Schweizer Leitindex SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,73 Prozent hinzu auf 12'070,27 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, steigt um 0,92 Prozent auf 1968,78 und der breiter gefasste SPI um 0,90 Prozent auf 16'089.24 Zähler. Im SLI stehen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.

Der hiesige Markt hinkt damit seinen europäischen Pendant nur wenig hinterher. Dies dürfte den unterdurchschnittlichen Kursgewinnen der Schwerwichte Roche, Novartis und Nestlé geschuldet sein. Derweil geht es für den französischen CAC 40, den deutschen Dax oder auch den britischen FTSE 100 um bis zu 1,7 Prozent aufwärts. Zuvor hatten schon die asiatischen Börsen klar positiv reagiert und auch für die Wall Street zeichnet sich aktuell eine freundliche Eröffnung ab.

An den Devisenmärkten wiederum hat vor allem der US-Dollar mit einer gewissen Volatilität auf die Zinssenkung reagiert. Aktuell kommt der Greenback zum Euro und Franken wieder etwas zurück.

Auf Aktienseite halten die Inhaber von Swatch (+4,3 Prozent) an diesem Börsentag mit grossem Abstand die Pole Position. Wie die jüngsten Daten zeigen, haben sich die Uhrenexporte im August weiter erholt. Das dürfte Balsam für die zuletzt geschundenen Uhren-Investoren sein. Auch Branchenkollege Richemont (+1,1 Prozent) zieht an - und dies obwohl der Uhrenkonzern ex Dividende (2,75 Fr.) gehandelt wird.

Darüber hinaus sind vor allem konjunktursensible Werte gesucht. So verbuchen die SIG Group, SIKA und Lonza allesamt Aufschläge von mehr als 2 Prozent.

Zusammen mit VAT (+1,8 Prozent) gewinnen noch weitere Techwerte hinzu. Gerade Wachstumswerte profitieren besonders deutlich von fallenden Zinsen. Logitech (+0,9 Prozent) werden bei den Blue Chips ebenso gesucht wie AMS Osram (+7,0 Prozent), Inficon (+3,0 Prozent), U-blox (+1,9 Prozent) und Comet (+1,6 Prozent) in den hinteren Reihen.

Etwas ausgebremst wird der SMI durch die Schwergewichte. Mit Aufschlägen zwischen 0,4 und 0,2 Prozent hinken Novartis, Nestlé und Roche dem Markt eindeutig hinterher.

Weiter hinten sind auch Schindler (PS +0,3 Prozent) zu finden. Händler machen dafür den Konkurrenten Kone verantwortlich, der mit seinen Mittelfristzielen offenbar die Hoffnungen einiger Investoren nicht erfüllt.

Gar im Minus sind die ebenfalls als defensiv gewerteten Aktien der Swisscom (-1,1 Prozent) und vom Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan (-0,4 Prozent) zu finden.

Die deutlichsten Bewegungen gibt es aber vor allem in den hinteren Reihen. Dort sind etwa Komax (+6,3 Prozent) nach einer Hochstufung auf 'Buy' durch die UBS gesucht. Basilea (+4,4 Prozent) sind nach einem lukrativen Deal mit der US-Behörde Barda gefragt.

Dagegen fallen Newron (-5,0 Prozent) nach Zahlen zurück. Branchenkollege Addex war zunächst mit einem prozentual zweistelligen Kursplus gestartet, gibt aktuell aber 0,3 Prozent ab.

hr/rw

(AWP)