An der indonesischen Börse sackte der Leitindex Jakarta Comp zuletzt um 7,6 Prozent ab. Zwischenzeitlich war er auf den tiefsten Stand seit 2021 abgerutscht. Für den thailändischen Leitindex SE Thai ging es zum Handelsschluss um mehr als 4 Prozent nach unten. Er notiert aktuell auf dem Niveau von 2020.
Auch der Aktienmarkt in Vietnam litt: Das dortige Börsenbarometer war im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit Anfang 2024 gefallen und büsste zuletzt mehr als sechs Prozent ein. «Die Investoren reduzieren ihr Engagement, um sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten», schrieben die Experten von SSI Securities. Die meisten glaubten zwar nicht, dass Vietnam nach den Verhandlungen mit einem Zollsatz von 46 Prozent konfrontiert wird, aber wenn es dazu kommt, könnte dies die Investitionsaussichten für Vietnam in den nächsten sechs bis zwölf Monaten erheblich verändern.
Südostasien ist die weltweit mit den schärfsten, von der US-Regierung angekündigten Massnahmen belegte Region. Auf Importe von sechs der zehn Mitgliedsstaaten der Staatengemeinschaft Asean werden nach den Plänen künftig Zölle zwischen 32 und 49 Prozent erhoben.
Die geplanten Zollerhöhungen hat insofern die Staatengemeinschaft ins Mark getroffen. Die Region hatte sich zuletzt zunehmend als Alternative zum Produktionsstandort China positioniert. Die grossen Volkswirtschaften Südostasiens konnten in den letzten Jahrzehnten enorme wirtschaftliche Fortschritte vorweisen.
Wirtschaftsexperten vor Ort befürchteten jetzt, dass durch die Zölle ein wesentlicher Aspekt des Wachstumskonzepts infrage gestellt werden könnte, hiess es in einer Analyse der bundeseigenen Aussenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die hohen Wachstumsraten seien ein wesentlicher Faktor für internationale Firmen gewesen, ihre Aktivitäten in Südostasien auszuweiten.
Am schwersten betroffen dürften demnach Vietnam, Thailand und Kambodscha sein. In Vietnam etwa ist die Abhängigkeit vom US-Absatzmarkt etwa bei Möbeln, Bekleidung und Elektronik besonders hoch. Die Regierung versuche weiter, mit Flüssiggas- und Flugzeugkäufen aus den USA einen Deal zustande zu bringen, hiess es.
Für Thailand sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Bei der Hälfte aller Lieferungen handelt es sich um Elektronikerzeugnisse. Nach Einschätzung des GTAI-Experten Frank Malerius wird befürchtet, dass das Königreich bald wegen der weiteren US-Zölle gegen China mit günstigen Waren überflutet wird.
Trump hat derweil trotz der Talfahrt der Börsen in den USA ein Aussetzen der Zölle abgelehnt. «Nun, das haben wir nicht vor», sagte er auf eine entsprechende Frage im Weissen Haus. Zuvor hatten Vertreter des Weissen Hauses entsprechende Spekulationen über ein Aussetzen der Zölle schon als Fake News bezeichnet./la/mis
(AWP)