Mehrere US-Währungshüter deuteten am Donnerstag Bereitschaft für einen solchen Lockerungsschritt im September an. Der Chef des regionalen Notenbankbezirks Philadelphia, Patrick Harker, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag, er sei zu einer Senkung bereit, sofern die Datenlage es zulasse. Seine Kollegin Susan Collins aus Boston hält es ebenfalls für bald angebracht, mit einer Lockerung zu beginnen, wie sie dem Sender Fox Business sagte. Mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Pfad sei ein schrittweises, methodisches Vorgehen angemessen.

Dies befürwortet auch Harker. Er sagte, die Fed solle es dabei ruhig angehen lassen. Seine Geschäftskontakte forderten berechenbare Massnahmen auf dem Lockerungskurs. Sie wollten nicht, dass die Gangart ähnlich aggressiv ausfalle, wie es spiegelbildlich betrachtet bei den geldpolitischen Straffungsschritten im Frühjahr 2022 der Fall gewesen sei. Harker geht davon aus, dass der geldpolitische Schlüsselsatz am Ende eines Zinssenkungszyklus bei rund drei Prozent landen wird. Die Fed hält ihn derzeit noch in der Spanne von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent und öffnete jüngst die Tür für eine baldige Senkung. Nachdem zwischenzeitlich über einen grossen Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt spekuliert wurde, gilt mittlerweile ein eher üblicher von einem Viertelprozentpunkt als wahrscheinlich.

Spannung steigt vor Powell-Rede

Signale mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Kurs erhoffen sich Anleger von einer Rede des Fed-Chefs Jerome Powell am Freitag auf dem Notenbanksymposium in Jackson Hole. Dieser sollte schon einen «sehr konkreten Hinweis» darauf geben, dass im September die Zinsen gesenkt werden, meint Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Alles andere wäre aus seiner Sicht eine grosse Enttäuschung und für viele Anleger ziemlich irreführend. Er verweist darauf, dass bereits auf der Sitzung Ende Juli eine grosse Mehrheit des Offenmarktausschusses eine Zinssenkung im September als angebracht betrachtet habe.

Wie aus den Protokollen der Sitzung hervorgeht, war eine «überwältigende Mehrheit» der Währungshüter der Ansicht, dass im September eine Senkung wahrscheinlich angebracht sein dürfte. Dafür müssten allerdings die eingehenden Konjunkturdaten weiterhin in etwa den Erwartungen entsprechen.

Nach Ansicht des Chefs der Federal Reserve Bank of Kansas City, Jeff Schmid, hat sich der Arbeitsmarkt zwar abgekühlt. Er sei aber noch in guter Verfassung. Mit Blick auf eine mögliche Zinswende im September wolle er sich von der Datenlage leiten lassen, sagte Schmid dem Sender CNBC zu Beginn des Jackson Hole-Symposiums in Wyoming, das von seinem regionalen Fed-Ableger ausgerichtet wird.

(Reuters)