Analyst Sebastian Kuenne von der kanadischen Bank RBC sprach von einer soliden Geschäftsentwicklung, meldete aber Bedenken wegen des Auftragseingangs an. Dieser hatte in den drei Monaten bis Ende September mit 1,25 Milliarden Euro um rund neun Prozent unter dem Vorjahr gelegen. Analyst Rizk Maidi vom Analysehaus Jefferies wies darauf hin, dass die enttäuschende Auftragsentwicklung fast ausschliesslich Währungseffekten geschuldet sei und deshalb nicht so schlecht sei wie von einigen Investoren befürchtet.

Während das Unternehmen im dritten Quartal genauso viele Orders mit Heiz- und Kältesystemen wie ein Jahr zuvor erhalten hat, gingen die Aufträge in den Segmenten Flüssigkeiten und Puder sowie im Geschäft mit der Milchindustrie deutlich zurück. Auch die Bereiche Essen und Pharma sowie Separation and Flow Technologies bekamen weniger Aufträge, im letzteren Geschäft vertreibt der Konzern wichtige verfahrenstechnische Komponenten wie Separatoren, Dekanter, Homogenisatoren, Ventile und Pumpen.

«Wir befinden uns aktuell in einem Umfeld geprägt von steigenden Zinsen, negativen Währungsentwicklungen sowie geopolitischer Unsicherheit», sagte Konzernchef Stefan Klebert. Der Umsatz verharrte im dritten Quartal mit 1,35 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau. Rechnet man Währungseffekte heraus, dann legten die Erlöse um 6,9 Prozent zu, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Restrukturierungsaufwand erhöhte sich hingegen im Jahresvergleich um 4,2 Prozent auf 207 Millionen Euro. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten. Die entsprechende Marge verbesserte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 15,3 Prozent. Unter dem Strich verdiente Gea 120,8 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es 107 Millionen.

Gea hatte nach einem guten Jahresstart bereits im Mai die Latte für das Jahr höher gehängt. Der Vorstand rechnet nun unverändert für 2023 mit einem Wachstum aus eigener Kraft von mehr als acht Prozent - im vergangenen Quartal hatte das organische Plus bei 9,4 Prozent gelegen. Auch die operative Marge soll sich noch etwas weiter verbessern. Dabei dürfte das bereinigte Betriebsergebnis den oberen Bereich der Spanne von 730 bis 790 Millionen Euro erreichen, was im besten Fall ein Zuwachs von elf Prozent wäre. 2022 hatte Gea diese Kennziffer dank einer guten Auftragslage um 14 Prozent auf 712 Millionen Euro gesteigert.

Unterdessen will Gea für bis zu 400 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. Der Erwerb erfolge bis Anfang 2025, teilte das Unternehmen bereits am Vorabend mit. Die so erhaltenen Aktien sollen ebenso wie die im Rahmen des Rückkaufprogramms 2021/22 gekauften Papiere eingezogen werden. Damals wurden Anteilscheine für 300 Millionen erworben.

Trotz der Investitionen in eigene Aktien bleibt dem Unternehmen laut Kleber genügend finanzieller Spielraum für Zukäufe. «Wir haben das Aktienrückkaufprogramm so geschnitten, dass es uns in keinster Weise beeinträchtigt bei zukünftigen Akquisitionen», erläuterte er. Wenn das richtige Übernahmeziel komme, dann könne das Unternehmen immer noch zwei bis drei Milliarden Euro problemlos ausgeben. Allerdings gebe es derzeit nur sehr wenige attraktive Übernahmeziele./mne/knd/jha/

(AWP)