Das schreibt die unabhängige staatliche Aufsichtsbehörde im Elektrizitätsbereich, die Elektrizitätskommission (Elcom), in ihrer am Donnerstag publizierten Mitteilung zum jährlichen Rück- und Ausblick auf die Stromversorgungssicherheit. Auch im vierten Winter nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der damit einhergehenden Energiekrise dürfte es also keine vollständige Entwarnung geben.

Für den kommenden Winter schätzt die Elcom die Ausgangslage grundsätzlich als gut ein. Es gebe aber weiterhin Risiken - vor allem im Zusammenhang mit der Wiederbefüllung europäischer Gasspeicher.

«Aufgrund des aktuell relativ tiefen Füllstands der europäischen Gasspeicher und bislang beschränkter marktlicher Anreize bestehen Unsicherheiten über das Tempo und das Ausmass einer Wiederbefüllung», schreibt die Elcom. Zudem bestünden im Kontext der geopolitischen Entwicklungen weiter Unwägbarkeiten im globalen Gasmarkt.

Viele Einflussfaktoren

Die Schweizer Stromversorgung wird stark von der Stromproduktion der Nachbarländer beeinflusst. Solange Importe möglich und günstig sind und die umliegenden Länder selber keine Engpässe zu verzeichnen haben, stellt dies kein grosses Problem dar. Als Beispiel dient der vergangene Winter, als die Stromversorgungssicherheit laut der Elcom durchgehend gewährleistet war.

Das lag vor allem an der hohen Verfügbarkeit französischer Kernkraftwerke. Dafür wurde in Europa deutlich weniger Windenergie erzeugt, und die Preise für kurzfristig gehandelten Strom im sogenannten Spotmarkt waren hoch. Deshalb entleerten sich die Schweizer Speicherseen zu Beginn des Winters deutlich schneller als in den Vorjahren.

Dennoch lag der Restspeicherstand am Winterende noch deutlich über der vorab beschafften Wasserkraftreserve, wie die Elcom schreibt. Diese Reserve hatte die Schweiz als Präventivmassnahme für kritische Versorgungssituationen geschaffen. Sie ist eine Art Stromvorrat, der in Form von Wasser in Stauseen gespeichert ist. Wenn es zu wenig Strom aus anderen Quellen gibt, etwa im Winter, kann dieses Wasser kontrolliert zur Stromproduktion eingesetzt werden. So bleibt das Stromnetz auch in Krisenzeiten stabil.

Wachsender Einfluss des Wetters

Diese Reserve braucht es laut der Elcom auch in Zukunft. Das Festhalten an dieser Empfehlung begründet die Aufsichtsbehörde mit den Resultaten einer Mittelfrist-Analyse, die die Netzbetreiberin Swissgrid durchgeführt hat.

Weil nicht klar sei, wie viel Strom importiert werden kann, wie schnell der Ausbau der einheimischen Energieproduktion vorwärtsgeht und wie stark der Stromverbrauch ansteigt, brauche es weitere Reservekapazitäten, schreibt die Elcom. Der vergangene Winter illustriere auch den wachsenden Einfluss der Witterung auf das europäische Stromangebot.

Geht es nach der Aufsichtsstelle, sind bis ins Jahr 2030 Reserven im Umfang von mindestens 500 Megawatt (MW) und bis ins Jahr 2035 und von 700 bis 1400 MW nötig. Wegen der anhaltenden Unsicherheiten sei ein etappiertes Vorgehen sinnvoll, um den Zubau von Reserven bei Bedarf anpassen zu können.

(AWP)