Die Jahresteuerung im August lag wie im Vormonat Juli bei +0,2 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Damit war die Inflation den dritten Monat in Folge positiv, nachdem sie im Mai ganz leicht in den negativen Bereich (-0,1 Prozent) abgerutscht war.
Leitzins länger bei 0 Prozent?
Die Inflation liegt somit weiterhin auch in dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten Wert von 0 bis 2 Prozent. Das dürfte an der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung vom 25. September ein gewichtiges Argument sein, sind sich Ökonomen einig. Die SNB hatte den Leitzins im Juni von +0,25 auf 0 Prozent gesenkt.
«Da die Inflation den dritten Monat in Folge über null liegt, wird die SNB die Zinsen im September wahrscheinlich unverändert lassen», kommentiert etwa Gianluigi Mandruzzato, Ökonom bei der EFG-Bank. Dies gelte umso mehr, weil die Aussichten ungewiss blieben. Daher sei es die beste Strategie für die SNB, sich alle Optionen offen zu halten und nicht das ganze Pulver zu verschiessen. Seiner Meinung nach könnte es sogar gut sein, dass die SNB die Zinsen «noch mehrere Quartale» bei 0 Prozent belässt.
Negativzinsen nur bei Konjunktureinbruch
Auch Thomas Gitzel von der VP Bank geht nach den neusten Inflationszahlen nicht von baldigen Negativzinsen aus. «Die August-Inflationsdaten ergeben für die SNB keinen Anlass zum Handeln», sagt er.
Entscheidend sei, dass die Teuerung über null liege und sich die unterliegenden deflationären Tendenzen nicht weiter verstärkt hätten. Der preisdämpfende Effekt importierter Güter lasse zudem im Jahresvergleich nach und dürfte bei einer ausbleibenden weiteren Aufwertung des Franken im kommenden Jahr ganz auslaufen. «Dies dürfte auch die SNB vor Augen haben.»
«Diese Inflationszahlen dürften bei der SNB kein Umdenken auslösen», pflichtet UBS-Ökonom Alessandro Bee seinen Kollegen bei. Auch er geht davon aus, dass die Währungshüter den Leitzins im September bei 0 Prozent belassen werden.
«Negativzinsen wären nur ein Thema, wenn sich der Inflations- oder Konjunkturausblick deutlich verschlechtern würden», so Bees Meinung. Andere Experten erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass SNB-Präsident Martin Schlegel bei der vergangenen Lagebeurteilung die Hürde zur Einführung von Negativzinsen sehr hoch gelegt habe.
Ausgeschlossen ist es nicht
Doch es gibt auch einzelne Gegenstimmen: So kann sich etwa Arthur Jurus von Oddo BHF sehr wohl vorstellen, dass es im September zu eine Senkung des Leitzinses auf -0,25 Prozent kommen wird. Denn die Inflation sei aktuell zwar im positiven Bereich, aber sehr tief.
Zudem werte der Franken auf, und die Handelsspannungen seien ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die Exportindustrie. Dies könnte die SNB seiner Meinung nach dazu veranlassen, mit der Einführung von Negativzinsen die Finanzierungsbedingungen zu lockern.
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(AWP)