Barry Callebaut ist der weltweit führende Schokoladenhersteller für die Lebensmittelindustrie. Es ist von der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Herstellung von Schokoladeprodukten tätig. Zu den Kunden gehören sowohl kleine Partner im Detailhandel als auch Branchengrössen wie Nestlé, Kraft, Hershey und Cadbury. Viele von ihnen zögerten angesichts der Preisschübe mit Käufen oder verlagerten Bestellungen. Die allgemeine Unsicherheit der US-Zollpolitik trug das ihre dazu bei.

Das Unternehmen verdient nicht an den Rohstoffpreisschwankungen, sondern am verarbeiteten Volumen über einen festen Aufschlag. Bei dem sogenannten Kosten-Plus-Modell gibt Barry Callebaut die Rohstoffkosten in der Regel direkt an die Kunden weiter. Die Erhöhungen verdarben diesen aber teils den Appetit für Bestellungen.

Der Absatz im Schokoladengeschäft (Sparte Cocoa) ging um 6,31 Prozent zurück, im dritten Quartal sogar um 9,5 Prozent. Besonders stark fiel der Rückgang in Nordamerika und Westeuropa aus.

Die hohen Kakaobohnenpreise haben für Barry Callebaut aber noch weitere Auswirkungen: Sie führten auch zu einem substanziellen Anstieg des Warenlagers beim Konzern. Dieses musste finanziert werden. Analysten erwarten allerdings dank den zuletzt leicht gesunkenen Kakaopreisen im zweiten Halbjahr eine Entlastung beim freien Geldfluss.

Preise sind explodiert

Der weltgrösste Schockoladen-Produzent sieht sich seit einiger Zeit mit explodierten Kakaopreisen und extremer Volatilität konfrontiert. Im Vergleich zum Vorjahr kosteten Kakaobohnen im Durchschnitt 43 Prozent mehr. An den Rohstoffbörsen schwankten die Preise im letzten und in diesem Jahr stark und erreichten zwischenzeitlich Spitzenwerte von über 9400 Pfund pro Tonne, bevor sie sich zuletzt wieder bei rund 6450 Pfund einpendelten. Barry-Callebaut-CEO Peter Feld sprach von einem «neuen Normalzustand» in der Branche.

Hauptursache für die Preisrally waren laut Barry Callebaut schlechte Wetterbedingungen in Westafrika, wo ein grosser Teil des weltweiten Kakaos angebaut wird. Die Ernte fiel dort deutlich schwächer aus.

Zudem hat der Handel mit Kakaofutures - also Verträgen auf künftige Lieferungen - die Preisentwicklung zusätzlich befeuert. Weil viele Händler mit steigenden Preisen rechneten, zogen die Kosten noch stärker an.

Auch wenn die Internationale Kakaoorganisation ICCO für dieses Jahr insgesamt ein leichtes Überangebot erwartet, bleibt der Markt laut Barry Callebaut angespannt.

Einige Anbauländer wie die Elfenbeinküste erhöhten den garantierten Abnahmepreis für Kakaobauern, damit diese mehr in ihre Plantagen investieren können. Neue Anbauregionen etwa in Indonesien oder Ecuador könnten künftig für Entlastung sorgen, wirken sich nach Ansicht von Barry Callebaut aber erst mit Verzögerung auf das Angebot aus.

to/rw

(AWP)