Der Kakaobohnenpreis ist auf historisch hohem Level. In der Berichtsperiode legte der wichtigste Rohstoff für BC laut einer Mitteilung vom Mittwoch im Schnitt um über 80 Prozent zu. Dafür war einerseits das Wetter in den wichtigsten Anbauländern Ghana und Elfenbeinküste verantwortlich, wie CEO Peter Feld an einer Telefonkonferenz sagte. «Diese Preisspitzen wurden von grossen, industriellen Akteuren noch verstärkt, die sehr spät Kakaobohnen bestellten und durch die Aktivitäten von Hedge Fonds», ergänzte er.
Seit einigen Tagen bewege sich der Preis zwar nicht mehr weiter nach oben. «Was schnell steigt, kann auch schnell fallen - und darauf bereiten wir uns vor», sagte er. Doch ob die Preise wirklich bald wieder sinken, ist aktuell nicht klar.
Höhere Preise, geringere Nachfrage
Barry Callebaut ist gegen höhere Preise dank seines «Cost Plus Modells» abgesichert. Darin ist vertraglich festgelegt, dass das Unternehmen einen Grossteil der Kosten, etwa für Rohstoffe wie Kakao oder Zucker, aber auch beispielsweise steigende Energiekosten, auf seine Industriekunden abwälzen kann.
Der hohe Schokoladenpreis führte jedoch dazu, dass weltweit weniger verkauft wurde. So nahmen im Gesamtmarkt die Schokoladenverkäufe in der Berichtsperiode um 2,0 Prozent ab, wie das Unternehmen mit Bezug auf das Marktforschungsunternehmen Nielsen schreibt.
Auch BC spürte diesen Rückgang. Das recht kleine Handelsgeschäft war rückläufig (-0,7 Prozent) und auch der grösste Bereich Food Manufacturing (zwei Drittel des Umsatzes), in dem Barry Callebaut zum Beispiel Bestandteile wie die Schokosplitter in Chocolate Chip Cookies oder den Schokoladeüberzug von Glacé produziert, verkaufte 0,4 Prozent weniger.
Der Bereich Gourmet & Specialties - dort beliefert das Unternehmen zum Beispiel Confiserien mit Bestandteilen aus Schokolade - legte hingegen mit 8,4 Prozent deutlich zu. Es ist aber auch der anteilsmässig kleinste Geschäftsbereich.
Insgesamt verkaufte das Unternehmen im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres (September bis Februar) mit 1,14 Millionen Tonnen Schokolade 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit trotzte die Firma dem rückläufigen Gesamtmarkt.
Umschwenken auf günstigere Produktkategorien
Barry Callebaut begründet dies mit seinem Geschäftsmodell: Als weltgrösster Schokoladenproduzent ist das Unternehmen nämlich in sehr unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig. So stellt es beispielsweise für Drittanbieter Schokolade her, sogenannte White Label Produkte. Und genau die sind im inflationären Umfeld gefragt. «Wir decken natürlich beide Segmente ab, aber es zeigt sich klar der Trend, dass die Konsumenten zumindest kurzfristig mehr und mehr zu günstigeren Produkten greifen», sagte Finanzchef Peter Vanneste.
Zwischen 2021 und 2023 gingen die Preise in der Schokoladenindustrie um einen Fünftel hoch. Das Management von Barry Callebaut geht davon aus, dass die Preiserhöhungen künftig geringer ausfallen und sich noch im Bereich von 3 bis 8 Prozent bewegen. Der Zeithorizont dafür sei jedoch von Markt zu Markt und Geschäft zu Geschäft unterschiedlich.
Zahlen besser als erwartet
Barry Callebaut erzielte im ersten Halbjahr vor allem dank Preiserhöhungen ein Umsatzplus von 11,1 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) lag mit 339,4 Millionen um 2,6 Prozent unter Vorjahr, wobei in Lokalwährung ein Plus resultiert hätte. Die Kosten für das Restrukturierungsprogramm eingerechnet wäre der EBIT allerdings um knapp 50 Prozent gesunken.
Unter dem Strich blieb ein ausgewiesener Reingewinn von 76,8 Millionen Franken (-67 Prozent). Mit den Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten jedoch übertroffen. Das freute die Anleger: Die Aktien, die im letzten Jahr fast ein Viertel an Wert verloren hatten, schlossen am Mittwoch um 10,98 Prozent höher.
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(AWP)