Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) und Ständerat (SP/VD), drückte den Demonstrierende in einem Zelt in Lausanne-Ouchy seinen Respekt für ihre Arbeit aus.
Vor zahlreichen Maurern mit Trommeln und Trillerpfeifen prangerte Maillard die Arbeitsbedingungen an, die ihnen die «Bosse» mit einem nach unten korrigierten Gesamtarbeitsvertrag aufzwingen wollten.
Es sei nicht normal, dass die Reisezeit zur Baustelle oder die Znüni-Pause nicht bezahlt würden. Als «inakzeptabel» bezeichnete Maillard auch, von den Bauarbeitern zu verlangen, am Samstag zu arbeiten und zugleich Lohnzuschläge zu streichen.
Diese Situation sei bezeichnend für die neue Haltung der Arbeitgeberkreise in der Schweiz. In Zeiten des Wachstums und während Gewinne gemacht würden, verlangten die Arbeitgeber von den Arbeitnehmenden zurückzustecken, kritisierte der SGB-Präsident.
Bereit, weiterzumachen
Nach den dezentralen Mobilisierungen, an denen am Montag rund 7000 Bauarbeiter in verschiedenen Westschweizer Städten teilgenommen hatten, kündigte Pietro Carrobio, Leiter des Bausektors der Gewerkschaft Unia Waadt, am Dienstagmittag an, für den Umzug durch die Stadt Lausanne werde eine gleich hohe Beteiligung erwartet.
Ein grosser Teil der Baustellen im Genferseebogen stehe still. Die Mobilisierung sei noch grösser als 2022, als zwischen 4000 und 6000 Bauarbeiter gestreikt hätten.
Die Vorschläge des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) seien inakzeptabel, fuhr Carobbio fort. Im Falle eines vertragslosen Zustands «sind die Maurer bereit, den Streik Ende des Jahres oder Anfang 2026 fortzusetzen».
Auch Mineure im Gotthardstrassentunnel streiken
In den Streik traten am Dienstag auch Mineure, die an der zweiten Röhre des Gotthardstrassentunnels bauen. Eine Mehrheit der Tunnelbauer habe sowohl in Airolo TI als auch in Göschenen UR die Arbeit niedergelegt und sich zu einer gemeinsamen Protestversammlung in Airolo verabredet, teilte die Gewerkschaft Unia mit.
Laut der Gewerkschaft leidet der Tunnelbau «ganz besonders» unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, «wegen des immer stärkeren Drucks, der zunehmenden Schwierigkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren, und wegen der stagnierenden Löhne».
Weitere Mobilisierungen der gesamtschweizerisch rund 80'000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sind für Freitag in Basel und für den 14. November in Zürich geplant.
Der Gesamtarbeitsvertrag - der Landesmantelvertrag - läuft Ende Jahr aus. In fünf Verhandlungsrunden kamen sich die Gewerkschaften Unia und Syna sowie der Schweizerische Baumeisterverband nicht näher.
(AWP)