Die von Bayer vorgestellten Daten zeigen, dass sich mit der Einnahme des Medikaments die Todesfälle sowie stationären Aufnahmen oder Notfallbehandlungen aufgrund von Herzinsuffizienz um 16 Prozent im Vergleich zum Placebo verringert haben. Damit ergebe sich eine statistisch signifikante Verbesserung, also eine klinisch relevante Wirkung. Zu gegebener Zeit solle dann die Zulassung bei den Behörden beantragt werden, hiess es nun weiter.
Anfang August hatte Bayer erste Studienergebnisse vorgestellt und zunächst von einer Risikoreduktion gesprochen, ohne konkret zu werden. Die nun veröffentlichten Details bestätigten, dass Kerendia neben sogenannten SGLT2-Hemmern zur Behandlung von Herzschwäche zugelassen werden dürfte, erklärte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan.
Dabei betonte Vosser, dass Kerendia auch bei gleichzeitiger Gabe von SGLT2-Medikamenten eine vergleichbare Wirkung erzielt habe, wie bei Patienten, die nur Kerendia erhielten. Bei SGLT2-Nutzern sei sie sogar ein klein wenig höher gewesen. Bayer führe auch eine Studie durch, die Kerendia zusätzlich zur Gabe von SGLT2-Inhibitoren untersuche und den erweiterten Nutzen der Einnahme beider Medikamente demonstrieren solle.
Kerendia ist bereits in mehr als 90 Ländern weltweit für die Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD) in Verbindung mit Typ-2-Diabetes (T2D) bei Erwachsenen zugelassen. Bayer kalkuliert für die Zukunft mit einem jährlichen Spitzenumsatz von drei Milliarden Euro. Das würde helfen, Umsatzeinbussen mit Kassenschlagern wie Xarelto und Eylea zumindest teilweise aufzufangen, die nach Patentabläufen zunehmend Umsatzeinbussen spüren werden.
Die Geschäfte mit Kerendia liefen bereits stark an. 2023 legte der Umsatz um gut 150 Prozent auf 270 Millionen Euro zu, im ersten Halbjahr 2024 waren es schon 200 Millionen Euro. Mit Blick auf das langfristige 3-Milliarden-Umsatzziel sieht der JPMorgan- Analyst Vosser eine Zulassung des Medikaments zur Behandlung von Herzinsuffizienz als wichtig an.
Experten interessieren sich bezüglich der aktuellen, zulassungsrelevanten Finearts-HF-Studie neben der Risikoreduktion auch für Nebenwirkungen. Die Medikamentenklasse, zu der Finerenon zählt - sogenannten Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) -, kann nämlich den Kaliumspiegel im Blut erhöhen.
Nebenwirkungen, die durch eine solche Hyperkaliämie verursacht wurden, traten laut den aktuellen Studiendaten bei der Einnahme von Finerenon mit 9,7 Prozent häufiger auf als bei einem Placebo mit 4,2 Prozent. Hyperkaliämie-bedingte Todesfälle habe es aber nicht gegeben und Krankenhausaufenthalte oder ein Absetzen der Behandlung aufgrund von Hyperkaliämie seien selten gewesen.
Bei der Vorstellung der Daten am Wochenende hätten die beteiligten Experten Hyperkaliämie als Risiko allerdings eher heruntergespielt, so JPMorgan-Analyst Vosser. Demnach sei es geringer als bei anderen MRA. Ein Experte habe sogar betont, dass bei gleichzeitiger Gabe von SGLT2-Hemmern und MRA wie Kerendia das Hyperkaliämie-Risiko sogar sinke. Das legte laut Vosser eine Verwendung des Bayer-Medikamentes zusätzlich zu SGLT2-Hemmern nahe.
Wichtiger ist laut Vosser zudem, dass das Risiko für einen zu niedrigen Kaliumspiegel - Hypokaliämie - bei Kerendia im Vergleich zum Placebo gesunken sei - und Hypokaliämie sei grundsätzlich ein grösseres Sicherheitsthema als Hyperkaliämie.
Die Bayer-Aktien stiegen am Vormittag zuletzt um 0,7 Prozent auf 28,05 Euro, womit sie sich besser hielten als der deutsche Leitindex Dax. Der fiel nach einem Rekordhoch am Freitag ein Stück weit zurück. Der Bayer-Kurs pendelt nach einer langen Abwärtsphase seit Monaten zwischen rund 25 und etwa 30 Euro. Erst bei einem nachhaltigen Sprung über die Marke von 30 Euro wäre der Bodenbildungsversuch abgeschlossen, womit Luft nach oben entstünde./mis/mne/stk
(AWP)