Bayerische Fahnder hätten am 15. Juli in Starnberg bei München ein Anwesen des früheren Vizechefs des Präsidialamts, Rostyslaw Schurma, durchsucht, berichtete der «Spiegel» am Donnerstag online ohne Angabe von Quellen. Die ukrainische Zeitung «Ukrainska Pravda» hatte am 25. Juli über die Razzia berichtet.
Hintergrund sei ein Rechtshilfeersuchen des Nationalen Antikorruptionsbüros der Ukraine (Nabu), hiess es in den Berichten. Schurma sei einer von mehreren Managern aus dem näheren Umfeld von Selenskyj, gegen die das Nabu Ermittlungen aufgenommen habe. Selenskyj hatte Schurma im vergangenen September im Zuge eines grösseren Personalaustauschs entlassen. Dem «Spiegel» zufolge liess sich Schurma bei München nieder.
Von dem Antikorruptionsbüro und von Schurma lagen zunächst keine Stellungnahmen vor. Auch das Büro Selenskyjs reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Schurma hat frühere Vorwürfe von Fehlverhalten zurückgewiesen.
Die Ukraine hatte nach dem russischen Einmarsch 2022 ihren Kampf gegen Korruption verschärft, auch mit Blick auf einen längerfristig angestrebten EU-Beitritt. Zuletzt sah sich Selenskyj gezwungen, einen Versuch zur Beschneidung der Befugnisse der Antikorruptionsbehörden zurückzunehmen. Der Vorgang hat eine innenpolitische Krise ausgelöst. Das ukrainische Parlament stimmte am Donnerstag dafür, die Unabhängigkeit der Behörden wiederherzustellen.
Die Staatsanwaltschaft München II, die für das Umland von München einschliesslich Starnberg zuständig ist, lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Sie verwies auf Bestimmungen zur internationalen Rechtshilfe. In diesem Fall liege keine Zustimmung der betreffenden Behörden zu Presseauskünften vor.
(Reuters)