Auf Bundesebene sind dies das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement sowie die Bundeskanzlei, wie Matthias Stürmer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilt. Stürmer leitet das Institut Public Sector Transformation der Berner Fachhochschule (BFH). Ihm zufolge sind mindestens 22 Partner mit am Start, darunter zahlreiche IT-Unternehmen.

Ziel der BFH ist es, ein staatliches Zentrum für digitale Souveränität zu gründen. In diesem Rahmen unterstützen die genannten Partner einen Antrag, den die Fachhochschule bei der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) einreichen will. Sie steuern dem 4-Millionen-Franken-Vorhaben Personalressourcen und je 10'000 Franken bei.

Im Zentrum des Projekts steht unter anderem die Förderung des Produkts Open Desk, eine sogenannte Open-Source-Lösung als Alternative zum Büroprogramm Microsoft 365 (M365). Open Source bedeutet, dass der Quellcode nicht im Besitz einer privaten Firma, sondern frei verfügbar ist. Diese Anwendung betreibt das «Zentrum Digitale Souveränität» der deutschen Regierung. Einige deutsche Behörden verwenden es bereits, seit Anfang November testen es auch Schweizer Unternehmen.

Stadt Zürich prüft Open Desk

Die Stadt Zürich wirkt zwar ebenfalls am Antrag mit, ist aber punkto Anwendung bereits einen Schritt weiter. In ihrem Auftrag testet die BFH derzeit, ob Open Desk für die heute üblichen Büroarbeiten tauglich ist und den spezifischen Ansprüchen der Stadt entspricht. Die Resultate werden den Verantwortlichen gemäss Stürmer noch im Dezember präsentiert.

Auch für die Bundeskanzlei ist diese Open-Desk-Lösung nicht neu. Seit 2024 evaluiert sie, wie sich damit «eine Notfall-Büroautomation und die sichere Bearbeitung von sensitiven Informationen» umsetzen lassen. Eine komplette Ablösung von Microsoft 365 sieht das bisherige Projekt aber nicht vor. Die Bundesverwaltung entschied erst vor gut drei Jahren, ihre IT-Infrastruktur in die Microsoft-Cloud zu verlegen.

Kritik bei Bund und Kantonen

Derweil werden in den Verwaltungen immer wieder Bedenken zu M365 laut - mit Verweis auf die Abhängigkeit von der US-Firma, aber auch auf den fragwürdigen Datenschutz. Zuletzt stellte der abtretende Armeechef Thomas Süssli die laufende Cloud-Einführung beim Bund in Frage. In einem Brief an den bundesrätlichen IT-Delegierten, den das Onlinemedium «Republik» publik machte, forderte er die Prüfung einer privaten Cloud-Lösung für klassifizierte Dokumente.

Im Kanton Luzern wiederum forderten die Grünen einen «Marschhalt» bei der Umstellung auf M365. Der Luzerner Datenschutzbeauftragte, das Kantonsgericht und interne Sachverständige hätten vor dem Schritt gewarnt, machten sie geltend. Das entsprechende Postulat fand allerdings keine Mehrheit im Kantonsparlament.

Kritische Stimmen zur Neueinführung einer Microsoft-Lösung gab es auch im St. Galler Kantonsrat. Dort hielt die Regierung fest, dass sie «technische, organisatorische und rechtliche Abhilfemassnahmen» getroffen habe. Ausserdem sei ihr bisher keine zukunftsfähige technische Alternativlösung zu Microsoft 365 bekannt.

In Bern und Zürich ist das Vertrauen in Open Source grösser. Im Januar will das «Netzwerk Souveräne Digitale Schweiz» unter Leitung der BFH ihren Förderantrag einreichen. Fällt er auf Anhieb positiv aus, soll die zweijährige Aufbauphase im April beginnen.

(AWP)