Daher denke er, dass in vielen Ländern eine Reduktion der Inflation bei einer nur milden Abschwächung der Konjunktur - eine "weiche Landung" - möglich sei. "Und dazu würde ich die Schweiz zählen. Das Land hat gute Chancen, eine Rezession zu vermeiden", sagte er in dem Gespräch.

Den Umgang der Schweizer Behörden mit den Problemen rund um die Credit Suisse und deren Untergang bewertet der Mexikaner in dem Gespräch positiv. "In Anbetracht der Krise haben sie das sehr gut gemacht", sagte Carstens.

Der Untergang der Credit Suisse habe keine negativen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und auf das globale Finanzsystem gehabt. "Die Bank war systemrelevant. Wenn man da nicht handelt, kommen auch andere Banken in Bedrängnis, und dann vergrössert sich das Problem dramatisch", führte er aus.

"Das Feuer löschen"

Es sei also entscheidend gewesen, "das Feuer sofort zu löschen". Genau das hatten die Schweizer Behörden getan. Das Hauptproblem von gescheiterten Banken sieht Carstens in deren Geschäftsmodell. "Die Verantwortung liegt bei den Eigentümern und dem Management", sagte der BIZ-Chef im Interview weiter.

Neue Vorschriften, wie eine höhere Eigenkapitalquoten, sollten aber nicht überstürzt erlassen werden. "Wir müssen zuerst genau verstehen, was passiert ist." Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht arbeite daran. Carstens stellte in ein paar Monaten eine Empfehlung in Aussicht.

Ausserdem pochte der BIZ-Chef in dem Gespräch auf eine sorgfältige Prüfung möglicher Massnahmen im Bankensystem. Regulierung sei wichtig, könne Unfälle aber nicht verhindern, sagte er im Interview.

Eine überarbeitet Regulierung soll nach Carstens die Digitalisierung von Finanzdienstleistern miteinbeziehen. Sie führte dazu, dass Geld schneller aus den Banken abgezogen werden konnte, als bisher angenommen. "Wir sollten die verschiedenen Möglichkeiten zur Stärkung der Liquidität im Bankensystem prüfen", sagte er. Höhere Liquiditätspuffer könnten ein Ansatz sein.