Der Zeitgeist und die politischen Rahmenbedingungen hätten sich geändert, sagte Salome Steiner, die Geschäftsleiterin von Aqua Viva, am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es ist daher zu befürchten, dass das Festhalten an der Beschwerde noch grösseren Schaden für Natur und Landschaft bedeuten würde.»
CH Media-Zeitungen hatten am Dienstag als erstes über den Rückzug der Beschwerde von Aqua Viva berichtet. «Wir erhoffen uns, dass durch unseren Rückzug der Dialog besser möglich wird und die Interessen der Energiewende und des Naturschutzes künftig weniger gegeneinander ausgespielt werden», sagte Steiner weiter.
Bei den übrigen 15 im Stromgesetz aufgelisteten Wasserkraft-Projekten werde Aqua Viva aber weiterhin genau hinschauen. Und: «Am Wert des Gebiets Trift als schützenswerter Lebensraum hat sich für uns nichts geändert», so Steiner. Eine Trift-Staumauer würde einen herben Verlust für die Biodiversität bedeuten.
Damit ist vor dem Berner Verwaltungsgericht noch die Beschwerde des Grimselvereins hängig. Dieser schrieb auf seiner Webseite, er sei über den Rückzug der Beschwerde von Aqua Viva enttäuscht und halte an seiner Beschwerde fest.
Er sei irritiert «über die Machtdemonstration und den Druck aus dem Bundesparlament, welche diesen Rückzug provoziert haben», schrieb der Verein weiter. Die letzten Reste wilder Landschaft, wie sie in der Trift zu finden seien, müssten für die Nachwelt erhalten bleiben.
Kraftwerke Oberhasli sind erfreut
Erfreut zeigten sich hingegen die Kraftwerke Oberhasli (KWO). Der Rückzug der Beschwerde von Aqua Viva sei ein wichtiges Signal für die künftige Entwicklung des Projekts, schrieben die KWO auf Anfrage. Der Rückzug verkürze das Bewilligungsverfahren potenziell um bis zu zwei Jahre.
Sollte das Verwaltungsgericht die Beschwerde des Grimselvereins abweisen, würde die Konzession rechtskräftig. «Dann kann das Baubewilligungsverfahren starten. Dieses dauert mindestens zwei Jahre», so die KWO weiter.
Das Projekt sieht vor, an der Trift mit einer Staumauer den Gletschersee des sich zurückziehenden Triftgletschers zu fassen. Ein unterirdisches Kraftwerk würde 145 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen und wichtigen Winterstrom produzieren. Das Projekt ist Teil der strategischen Wasserkraftausbauvorhaben des Bundes und seit Juni 2024 im Stromgesetz verankert.
Standort und Form der Staumauer wurden laut KWO leicht angepasst, so dass sie neu noch 130 Meter anstatt wie ursprünglich geplant 177 Meter hoch werden soll. Die Krone der Mauer bleibt auf der gleichen Höhe, das Fundament wird aber höher gelegt. Auf den Rest des Projekts, etwa das Fassungsvolumen des Sees oder die Leistung des Kraftwerks, habe das keinen Einfluss.
Die beiden Umweltorganisationen Aqua Viva und Grimselverein hatten 2023 am Verwaltungsgericht Bern Beschwerde gegen die Konzessionserteilung für den Bau des Trift-Stausees eingereicht.
mk/
(AWP)
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Schade, dass unberühte Landschaften für Kraftwerke und Stauseen verbaut werden. Es gibt Alternativen, mehr PV-Anlagen und mehr Energie sparen.