Etwas Rückenwind kam vor dem Wochenende von positiven Konjunkturdaten aus Grossbritannien und dem ifo Geschäftsklima aus Deutschland. Auch an den Börsen in Paris und London gab es moderate Kursgewinne.

"Impfstoffhoffnungen, Fortschritte bei den Verhandlungen über ein neues US-Hilfspaket und Optimismus, dass ein Brexit-Deal doch noch zustande kommt - diese Faktoren treiben die Aktienmärkte zurzeit in die Höhe", schrieb Marktbeobachter Milan Cutkovic von Axitrader. "Es bleibt nur zu hoffen, dass schlussendlich alle Puzzleteile zusammenkommen und zum Ende des Börsenjahres die Champagner-Korken knallen."

Während die Zahl der Corona-Neuinfizierten in einigen europäischen Ländern stetig steigt, steht inzwischen fest, dass in der Europäischen Union in der letzten Woche des Jahres mit den Impfungen begonnen werden soll. Beim Brexit wird es aus Sicht des EU-Unterhändlers Michel Barnier inzwischen aber eng. An diesem Freitag will Barnier mit dem britischen Unterhändler David Frost "einen letzten Versuch" unternehmen, eine Einigung zu finden. Als grösster Knackpunkt gilt der Streit über Fangrechte für EU-Fischer in britischen Gewässern.

Stärkere Kurs-Schwankungen stehen im Handelsverlauf womöglich noch durch den sogenannten "Hexensabbat" bevor - also der grosse Verfallstermin von Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Dies liegt meist daran, dass vor allem grosse Marktteilnehmer vorher die aktuellen Kurse auf jene Preise zu treiben versuchen, an denen sie an den Terminbörsen engagiert sind.

Auf Unternehmensseite entschieden vor dem Wochenende Telekommunikationswerte das Branchenranking für sich. Der Touristiksektor war dagegen angesichts neuer Lockdowns und der Reisebeschränkungen am wenigsten gefragt.

Unter den Einzelwerten setzten sich Aktien des französischen Medien- und Musikkonzerns Vivendi zuletzt mit einem Aufschlag von knapp zweieinhalb Prozent an die Spitze des EuroStoxx 50 . Damit näherten sie sich bis wenige Euro-Cent ihrem im November erreichten Jahreshoch. Hier sorgte der Verkauf von Anteilen an der Vivendi-Tochter Universal Music bei den Anlegern für gute Laune. Käufer ist ein Konsortium unter der Führung des chinesischen Softwarekonzerns Tencent, das sich im vergangenen Jahr mit dem Kauf eines zehnprozentigen Anteils die jetzt ausgeübte Option auf weitere zehn Prozent gesichert hatte.

Vivendi teilte zudem mit, sich von einem weiteren Minderheitsanteil trennen zu wollen, bevor der Musikarm spätestens 2022 an die Börse gebracht werden soll.

Papiere von Philips zählten angesichts der milliardenschweren Übernahme der US-Firma Biotelemetry ebenso zu den Favoriten im europäischen Leitindex - sie verteuerten sich zuletzt um 1,53 Prozent. Der Konzern stärkt damit sein Geschäft für die Überwachung und Betreuung von Herzpatienten. Philips expandiere mit dem Kauf in einem aussichtsreichen Segment lobte Bernstein-Analystin Lisa Bedell Clive.

Auch der Chefwechsel bei EssilorLuxxotica kam bei den Anlegern gut an. Die Papiere rückten zuletzt um mehr als ein Prozent vor. Nach dem Machtkampf im Brillenkonzern machen die bisherigen Firmenlenker Platz für zwei neue Leute an der Spitze. So soll das bei der Fusion verabredete Kräftegleichgewicht zwischen dem italienischen und dem französischen Teil des Konzerns gewahrt werden./tav/jha/

(AWP)