Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie des Coronavirus hat die EZB in der Nacht ein Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt. Es soll dabei um Wertpapiere der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft gehen. "Aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliches Handeln", schrieb EZB-Chefin Christine Lagarde auf Twitter.

Der MDax verlor 0,3 Prozent auf 17 859,12 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab anfängliche Gewinne ebenfalls ab und trat zuletzt auf der Stelle.

Börsianer äusserten sich zurückhaltend zum Vorgehen der EZB. "Die Wirkung der Massnahmen bleibt abzuwarten", sagte Volkswirt Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank. Zwar habe die EZB ein "grosses Sicherheitsnetz eingezogen". Voraussetzung für nachhaltig stabile Märkte seien aber positive Nachrichten über die Entwicklung der Zahlen der vom Coronavirus Infizierten.

Ähnlich sahen es die Ökonomen der Commerzbank: Die Massnahmen der EZB würden zwar die Anleihen der hoch verschuldeten Staaten der Eurozone stützen. "Allerdings würde man die EZB überfordern, wenn man erwartete, sie könnte den Kursrutsch an den Aktienmärkten nachhaltig beenden. Dafür müsste sich wohl erst ein Abebben der Corona-Epidemie abzeichnen", hiess es in einem Marktkommentar.

Seit Beginn des Crash an den Börsen Ende Februar war der Dax um mehr als 5000 Punkte oder fast 40 Prozent eingebrochen. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, der zum Erliegen kommende Transport und Verkehr sowie die Schliessung von Produktionsstätten lasteten immer schwerer auf den Kursen. Anleger, Analysten und Händler versuchen, die Auswirkungen des sich ausbreitenden Virus auf die künftigen Ergebnisse der Unternehmen abzuschätzen - und an den Börsen eine angemessene Bewertung der Wertpapiere zu finden.

Die rasche Ausbreitung des Virus hatte zuletzt enorme Kursausschläge an den Finanzmärkten zur Folge. Viele institutionelle Investoren sahen sich wegen der rasch und stark zunehmenden Schwankungen quasi gezwungen, risikobehaftete Anlagen wie Aktien zu veräussern. Das wiederum hatte den Abwärtsdruck noch verstärkt.

Das Coronavirus hinterlässt bereits tiefe Spuren in der Konjunktur: Das vom ifo Institut ermittelte Geschäftsklima in deutschen Unternehmen hat sich im März so stark eingetrübt wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.

Zu den Gewinnern im Dax zählten am Donnerstag indes solche Papiere, die zuletzt besonders stark unter der Corona-Krise gelitten hatten: MTU Aero Engines , Deutsche Post , Adidas , Lufthansa und Deutsche Bank erholten sich um bis zu sechs Prozent. Die Lufthansa streicht das Flugprogramm wegen der Coronakrise noch stärker zusammen als bisher bekannt. Im MDax erholten sich Airbus -Aktien um fast acht Prozent.

Am Ende des Dax fanden sich die Aktien von HeidelbergCement wieder mit einem Verlust von 6,2 Prozent. Der Zementhersteller strich wegen des Coronavirus die Ziele für das laufende Jahr.

Osram brachen um mehr als 18 Prozent ein. Hier fürchten Händler, dass die laufende Übernahme des Herstellers von Lichttechnik durch den Chip-Produzenten AMS wegen des Crash an den Börsen scheitern könnte. Zudem wartete Osram mit einer Gewinnwarnung auf.

Als Profiteure des Coronavirus werden an der Börsen unter anderen die Aktien des Online-Händlers für Tierbedarf Zooplus und Heidelberg Pharma gehandelt. Deren Kurse schnellten um 13 beziehungsweise 37 Prozent nach oben. Bei den Aktien des Biopharma-Unternehmens Biontech strichen Anleger hingegen Gewinne ein: Nachdem sich der Kurs in nur drei Tagen mehr als verdreifacht hatte, büsste er am Donnerstag 24 Prozent ein./bek/mis

(AWP)