Im frühen Handel war der Leitindex nach seinem Vortagesrutsch unter 12 000 Punkte zunächst weiter in Richtung 11 800 Punkte gesunken, ehe ihn Schnäppchenjäger wieder deutlich über die 12 000er-Marke gehievt hatten.

Die Impulse seien derzeit eher rar, es liege nun an der Handelsentwicklung in den USA, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Die Wall Street wird nach ihren hohen Vortagesverlusten am Freitag noch immer klar im Plus erwartet, allerdings bröckelten auch hier die Futures zuletzt etwas ab. "Vor dem Wochenende wird kein Investor den Sprung ins kalte Wasser wagen. Wer positioniert ist, bleibt es, und wer bisher an der Seitenlinie stand versucht die Kursrücksetzer zu nutzen", so Lipkow.

Auslöser des Kurseinbruchs am Vortag war eine düstere Wirtschaftsprognose der US-Notenbank Fed. Hinzu kam die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle, nachdem es in südlichen Staaten der USA zuletzt wieder einen Anstieg der Infektionen gegeben hatte. Mit dem steigenden Risiko einer zweiten Infektionswelle würden grössere Kurskorrekturen wahrscheinlich, schrieb Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege der Commerzbank, in seiner wöchentlichen Markteinschätzung. Entsprechend müssten nun die Covid-19-Trends in den kommenden Tagen genau beobachtet werden.

In Erwartung einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft, also einer besonders schnellen und steilen Erholung nach einem zuvor ebenso schnellen und rasanten Einbruch, hatten Anleger den Dax bis zum vergangenen Montag bis auf 12 913 Punkte getrieben. Nun aber deutet sich auf Wochensicht ein kräftiger Abschlag von 6,3 Prozent an. Am Markt werde die V-förmige Erholung der Wirtschaft inzwischen wieder angezweifelt, hiess es von der Landesbank Baden-Württemberg.

Der MDax der mittelgrossen deutschen Börsenwerte legte am Freitag um 0,81 Prozent auf 25 722,42 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um ein Prozent.

Im Dax setzten sich die jüngst hohen Schwankungen der Lufthansa-Aktien am Freitag fort. Diesmal gewannen sie unter den Top-Werten im Leitindex mehr als drei Prozent, hatten seit Wochenmitte aber auch mehr als 20 Prozent eingebüsst. Die Anteile des Triebwerkherstellers MTU verteuerten sich in prozentual ähnlicher Grössenordnung, einer frischen Verkaufsempfehlung von Warburg Research zum Trotz.

Defensive Werte wurden eher gemieden. Die Papiere des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC) waren mit einem Minus von knapp einem Prozent das Schlusslicht im Dax und rutschten erstmals seit April wieder klar unter die charttechnisch als wichtig erachtete 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend.

Die Papiere des im Wandel begriffenen Industriekonzerns Thyssenkrupp machten an der MDax-Spitze mit einem Plus von fast elf Prozent ihren hohen Vortagesverlust wett.

Der Euro kostete im Nachmittagshandel 1,1301 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch auf 1,1348 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,38 Prozent am Vortag auf minus 0,41 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 144,53 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,08 Prozent auf 175,39 Punkte.

(AWP)