Die wachsende Zahl wirtschaftlicher und politischer Risiken treibt zuletzt immer mehr Anleger aus Aktien. Die jüngste Hiobsbotschaft wurde just an diesem Morgen veröffentlicht: Die Auftragseingänge für die deutsche Industrie sanken im Juli überraschend und zudem deutlich.

Der MDax stabilisierte sich mit minus 0,08 Prozent auf 26 231,33 Punkte. Der Technologie-Index TecDax erholte sich leicht um 0,35 Prozent auf 2922,48 Punkte. Tags zuvor hatte er noch belastet von einer schlechten Stimmung an der technologielastigen US-Börse Nasdaq mehr als 2 Prozent eingebüsst.

Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader warnt dennoch: "Fällt die psychologisch wichtige Marke von 12 000 Punkten, droht eine Fortsetzung der Korrektur bis auf mindestens 11 700 Zähler." Wesentlich für die weitere Entwicklung ist dafür stets der Punktestand zum Handelsschluss.

Der internationale Handelskonflikt und die Währungskrisen in einigen Schwellenländern bleiben die Hauptthemen. Das im Juli auf etwas über 50 Milliarden US-Dollar gestiegene US-Handelsdefizit befeuert laut Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets die Sorgen. Weitere Zölle schienen fast unvermeidbar, schrieb er und verwies auf die Kluft der weltgrössten Volkswirtschaft im Handel mit China und auch Europa. Im Austausch mit den beiden Regionen hatte das Defizit der US-Handelsbilanz Rekordwerte erreicht. China indes warnte an diesem Tag die USA vor einer Zuspitzung des Handelskonflikts und will gegebenenfalls weitere Gegenmassnahmen einleiten.

Unter den Einzelwerten im Dax rückten die Aktien des Versorgers RWE an die Index-Spitze mit plus 2,7 Prozent vor. Eine grosse Branchenstudie der Investmentbank HSBC gab Auftrieb. Analyst Adam Dickens rechnet mit steigenden Strompreisen und empfiehlt nun die RWE-Papiere zum Kauf.

Die Anteile von Infineon , die bereits tags zuvor zu den Schlusslichtern im Leitindex gezählt hatten, fanden sich erneut unter den grössten Verlierern. Sie gaben um weitere 1,5 Prozent nach. In den USA hat sich die Stimmung für die Technologiebranche nach den jüngsten Rekordläufen wieder eingetrübt. Um weitere 1,8 Prozent ging es abwärts für die Bayer-Titel. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern hatte am Vortag zur Zahlenvorlage vor allem mit seinem neuen Jahresausblick enttäuscht.

Die Anteile des Zahlungsabwicklers Wirecard , die in rund zwei Wochen in den Dax aufsteigen, gewannen im TecDax knapp 3 Prozent. Die Commerzbank -Aktien, die dafür wie erwartet in den MDax absteigen, verloren zugleich 1,1 Prozent. Am Vorabend hatte die Deutsche Börse die Ergebnisse ihrer neuen Index-Regeln mitgeteilt und die Aufsteiger und Absteiger für Dax, MDax, SDax und TecDax bekannt gegeben.

Die neuen Regeln für die Dax-Familie wirbeln so einiges auf, denn vom 24. September an wird der MDax dann 60 statt 50 Unternehmen haben und der SDax 70 statt 50. Das liegt daran, dass nun auch TecDax-Unternehmen in die so genannten Standardwerte-Indizes aufgenommen werden. Zudem werden alle Dax-Unternehmen aus der Technologiebranche dann auch im TecDax vertreten sein.

Die beiden Autozulieferer Schaeffler und Leoni büssten unter den schwächsten Werten im MDax jeweils etwas mehr als 7 Prozent ein. Ein negativer Kommentar der Schweizer Bank UBS belastete. Diese rät nun zum Verkauf der beiden Aktien. Für Leoni kommt noch hinzu, dass das Papier am 24. September in den SDax absteigen muss.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 141,07 Punkte. Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) legte um 0,11 Prozent auf 160,16 Punkte zu. Der Kurs des Euro legte moderat zu und wurde am frühen Nachmittag mit 1,1648 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1582 Dollar festgesetzt./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)