Am Morgen war der deutsche Leitindex gleich nach dem Handelsbeginn noch unter die psychologisch wichtige Marke von 15 000 Punkten gerutscht. An der 200-Tage-Durchschnittslinie für den längerfristigen Trend hatten dann die ersten Schnäppchenjäger zugegriffen und damit die Wende eingeläutet. Dennoch sei noch keine echte Trendumkehr zu erkennen, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect. "Die Gesamtsituation bleibt fragil."

Die Anleger seien weiterhin sehr nervös und nutzten die Kursschwäche nur für sehr ausgewählte Käufe, merkte der Marktbeobachter an. Auch seien viele spekulativ eingestellte Investoren unterwegs, die vor dem Wochenende ihre Positionen schlössen. Rückenwind kam zuletzt von der Wall Street, wo sich nach Verlusten am Vortag ein positiver Auftakt andeutete.

Dennoch zeichnet sich für den Dax bislang eine düstere Wochenbilanz ab. Die anhaltenden Sorgen, dass die Notenbanken wegen einer anziehenden Inflation bald weniger Geld in die Märkte pumpen könnten, hatten den deutschen Aktienmarkt in dieser Woche schwer belastet. Aktuelle Daten aus der Eurozone, wo die Teuerung im September auf den höchsten Stand seit 13 Jahren stieg und das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) klar überschritt, könnten diese Befürchtungen noch untermauern.

Auch der MDax der mittelgrossen Börsenwerte, der vorübergehend unter die Marke von 34 000 Zählern auf ein Tief seit Juli gefallen war, konnte sich am Freitag im Verlauf deutlich fangen - er notierte zuletzt 0,37 Prozent tiefer bei 34 242,130 Punkten. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 verbuchte zuletzt ein Minus von 0,16 Prozent bei 4041,72 Punkten, nachdem er im frühen Handel ebenfalls auf ein Tief seit mehr als zwei Monaten eingeknickt war.

Hierzulande nahmen die Anleger im Dax bei zahlreichen Werten Gewinne mit: Aktien des Labordienstleisters Sartorius etwa knickten als Schlusslicht um mehr als vier Prozent ein. Am Vortag hatten die Investoren bei dem als Corona-Gewinner geltenden Unternehmen noch Zuflucht gesucht.

Im Gegenzug an der Dax-Spitze gefragt waren die am Vortag noch aus den Depots geworfenen Aktien des Versorgers Eon mit rund drei Prozent Aufschlag, RWE standen mit knapp einem Prozent im Plus.

BMW -Aktien verteuerten sich nach der angehobenen Jahresprognose um 1,7 Prozent. Branchenkenner äusserten viel Lob, da der Autobauer mit den höheren Zielen aus der von Lieferkettenproblemem gebeutelten Branche heraussteche. In den hinteren Börsenreihen legten Papiere des kriselnden Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni um rund fünf Prozent zu. Hier reagierten die Anleger erfreut über den Verkauf einer schon länger angebotenen Sparte. Händler lobten vor allem den Mittelzufluss durch den Deal.

Im MDax belastetet eine Verkaufsempfehlung durch Exane BNP Telefonica Deutschland , für die Papiere ging es um gut 6 Prozent auf ein Tief seit August bergab.

Der Euro stabilisierte sich vor dem Wochenende über dem in der Nacht zuvor erreichten 14-Monatstief. Am Freitagnachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1603 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1579 Dollar festgesetzt.

Am Anleihenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,30 Prozent am Vortag auf minus 0,31 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg leicht um 0,06 Prozent auf 144,50 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,29 Prozent auf 170,51 Punkte./tav/jha/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

(AWP)