Für die durch die Corona-Krise arg gebeutelte Automotive-Sparte sei eine verlässliche Prognose wegen der anhaltenden Unsicherheiten dagegen weiter nicht möglich, hiess es. Allerdings peilt Rheinmetall für die Sparte ein operatives Jahresergebnis zwischen minus 30 Millionen Euro und dem Erreichen der Gewinnschwelle an, sofern ein weiterer Lockdown ausbleibt.

Am Kapitalmarkt sorgten die Nachrichten für ein leichtes Kursplus von zuletzt knapp 0,8 Prozent bei der Aktie. Im laufenden Jahr haben die Papiere allerdings im Zuge der Corona-Krise rund ein Fünftel an Wert und damit deutlich mehr als der Gesamtmarkt eingebüsst.

Ein Händler verwies darauf, dass die aktualisierte Rheinmetall-Jahresprognose weiter nicht besonders ambitioniert aussehe. Aus Sicht der Experten vom Bankhaus Lampe ist der Ausblick sogar etwas enttäuschend ausgefallen. Während sie sich für die nur leicht optimistischere Prognose des Managements für die Rüstungssparte mehr erhofft hätten, lägen die Aussichten für die Automotive-Sparte aber im Rahmen ihrer Erwartungen.

Im zweiten Quartal bekam Rheinmetall die Folgen der Pandemie wie erwartet auch beim Konzernergebnis deutlich zu spüren. Unter dem Strich stand ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von 248 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 73 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Rheinmetall hatte bereits Ende Juli von einem coronabedingten Einbruch, hohen Wertminderungen und einem operativen Quartalsverlust in der Automotive-Sparte berichtet, während die Rüstungssparte deutlich zulegen konnte.

Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal um rund 16 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach sogar um rund zwei Drittel auf 36 Millionen Euro ein. Die vorläufigen Zahlen bestätigten die Düsseldorfer nun. Sie verwiesen darauf, dass die Autozulieferer-Sparte "erheblich" vom krisenbedingten Produktionsrückgang betroffen gewesen sei. Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Euro wegen der geringeren Wachstumserwartungen in der Autoindustrie belasteten stark.

Das Militärgeschäft brummt dagegen weiter, konnte die rückläufige Entwicklung in der Autozulieferer-Sparte aber nur teilweise auffangen. Rheinmetall litt unter massiven Produktionsrückgängen und der allgemeinen Marktschwäche. Im Rüstungsgeschäft schnitt der Konzern abermals gut ab, neben Umsatz und operativem Ergebnis stieg auch der Auftragseingang trotz Corona klar an. Sowohl Waffensysteme und Munition als auch logistische und taktische Fahrzeuge waren stark gefragt.

Rheinmetall-Chef Armin Papperger bezeichnete die Rüstungssparte als "Stabilitätsanker in der Krise". Mit einem strikten Kostenmanagement sei es in der Autozulieferung gelungen, die krisenbedingten Auswirkungen "deutlich einzugrenzen", befand er. Ungeachtet dessen bleibe die Situation in dieser Sparte weiter sehr schwierig. Rheinmetall werde in den kommenden Monaten aber alles daran setzen, sich beim operativen Jahresergebnis dem Erreichen der Gewinnschwelle so weit wie möglich zu nähern. In den Folgejahren soll sich das Geschäft dann wieder positiv entwickeln, verdeutlichte der Manager.

Rheinmetall prüft derzeit wegen der auch perspektivisch schwierigen Lage in der Autoindustrie strategische Optionen für seine Autozulieferer-Sparte, machte dazu ansonsten aber keine weiteren Angaben. Im laufenden dritten Quartal werden in diesem Zusammenhang Rückstellungen für die Restrukturierung in Höhe von 40 Millionen Euro erwartet, die von 2020 bis 2022 zahlungswirksam werden. Rheinmetall fertigt in der Autozulieferung unter anderem Kolben, Pumpen und Ventile, aber auch Teile für Kältemittelkreislauf- und Abgassysteme./eas/men/jha/

(AWP)