"Bei der Kapitalerhöhung geht es vor allem darum, die Liquidität zu stärken", sagte Unternehmenschef Clemens Iller am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. S+B plant die Ausgabe neuer Aktien im Gesamtbetrag von mindestens 189 Millionen und höchstens 350 Millionen Franken. Die Aktionäre sollen über den Schritt an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 2. Dezember abstimmen.

Grossaktionär Martin Haefner hat den Angaben zufolge bereits seine Unterstützung signalisiert. Die von ihm kontrollierte Gesellschaft BigPoint Holding habe zugesichert, bis zu 325 Millionen Franken einzubringen, falls er damit ein Anteil von mindestens 37,5 Prozent am über die Kapitalerhöhung erhöhten Aktienkapital erwerben kann.

Ausnahme für Pflichtangebot und zwei VR-Sitze gefordert

Derzeit hält Haefner 17,5 Prozent an S+B. Weitere Grossaktionäre sind die Liwet Holding des russischen Investors Viktor Vekselberg mit 26,9 Prozent, sowie die Erbenfamilie, deren 10,1 Prozent-Anteil in der S+B Beteiligungs GmbH gebündelt sind.

Haefner, Besitzer des Autoimporteurs Amag, stellt für die Zusicherung weitere Bedingungen. Dazu zählen eine ausreichende Sicherheit für die Fremdfinanzierung sowie die Erteilung einer sogenannten "Sanierungsausnahme" für die Abgabe eines Pflichtangebots durch die Übernahmekommission. Diese Pflicht besteht bei S+B ab einer Schwelle von 33,3 Prozent. Zudem sollen zwei von BigPoint vorgeschlagene Personen in den Verwaltungsrat gewählt werden.

"Der Aktionär Haefner hat Vertrauen in das Unternehmen und die Strategie signalisiert", sagte CEO Iller weiter. Es gebe keine Hinweise darauf, dass er einen grundsätzlichen Strategiewechsel verlange. Auch Vekselberg habe angezeigt, dass er dem Unternehmen weiter zur Seite stehen wolle. "Wir wissen aber nicht, ob er an der Kapitalerhöhung partizipieren will oder nicht." Das gleiche gelte für die Erbenfamilie.

Ausgabepreis zwischen 0,15 und 0,30 Franken

Der Ausgabepreis der neuen Aktien soll zwischen 0,15 und 0,30 Franken pro Aktie liegen. Zuletzt bewegte sich der S+B-Kurs um die Marke von 0,24 Franken. Gleichzeitig werde damit eine Nennwertreduktion von derzeit 0,50 Franken auf diese Werte notwendig. Die Aktionäre sollen demnach nicht-handelbare und nicht-übertragbare Bezugsrechte erhalten. Die nicht ausgeübten Bezugsrechte sollen über ein internationales Aktienangebot lanciert werden. Der Ausgabepreis der neuen Aktien wird vom Verwaltungsrat nach Abschluss dieses Angebots festgelegt.

Mit den Konsortialbanken habe man sich geeinigt, die vertraglich vereinbarten Finanzkennzahlen (Financial Covenants) für das 3. und 4. Quartal 2019 temporär auszusetzen. S+B stehe in Verhandlungen, um mit den Banken eine langfristige Finanzierung der Gruppe abzusichern, hiess es dazu. "Bis Ende Januar wollen wir die langfristige Finanzierung sichern", betonte Finanzchef Matthias Wellhausen.

Dritte Prognosesenkung im laufenden Jahr

Die Guidance für den Betriebsgewinn im Gesamtjahr wird derweil erneut gesenkt. Das bereinigte EBITDA werde nun unterhalb der im September angegebenen Spanne von 70 bis 100 Millionen Euro erwartet. "Das Marktumfeld ist sehr schwach und bietet nur eine geringe Visibilität", sagte CEO Iller.

Eine spürbare Erholung von Bestellungseingang und Auftragslage sei auch in den ersten Wochen des vierten Quartals ausgeblieben. "Der Auftragseingang ist weiter schwach und der Bestellungsbestand fällt von Monat zu Monat", so Iller weiter. Die Autoindustrie habe ihre Bestellungen weiter reduziert und eine Trendumkehr sei derzeit nicht erkennbar. Auch die allgemein schwache Konjunkturentwicklung belaste das Unternehmen.

Das ist bereits die dritte Gewinnwarnung von S+B im laufenden Jahr. Anfang Jahr hatte der Konzern noch einen EBITDA von 190 bis 230 Millionen Euro prognostiziert.

Die Aktien verlieren in einem kaum veränderten Gesamtmarkt am Mittwoch 14 Prozent auf 0,2065 Franken. Anfang Jahr hatten die Titel noch bei 0,89 Franken notiert.

yr/uh

(AWP)