In den USA ist zwar immer noch nicht klar, wer neuer Präsident wird. Doch die Chancen für den Demokraten Joe Biden stehen nun sehr gut. Am Markt herrscht diesbezüglich inzwischen Gelassenheit. "Die Anleger setzen darauf, dass das Getöse aus dem republikanischen Trump-Lager nach einem Biden-Sieg irgendwann aufhören wird und blicken nach vorn", schrieb Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi.
Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP und des TV-Senders Fox News kommt Biden inzwischen auf 264 der für einen Sieg bei der Präsidentenwahl nötigen 270 Stimmen. Demnach müsste der ehemalige Vize von Präsident Barack Obama nur noch einen Bundesstaat für sich zu entscheiden.
"Investoren können mit einem demokratischen Präsidenten gut leben, vor allem falls die Republikaner die Mehrheit im Senat beibehalten", kommentierte Cutkovic. Bidens geplante Steuerreform drohe zu scheitern und bewahre die Konzerne vor höheren Steuern, gleichzeitig dürfte Biden einen sanfteren Ton im Handelskrieg mit China anschlagen und es dürfte zeitnah zu neuen Konjunkturmassnahmen kommen, wer auch immer gewinne, erklärte der Experte.
Nach dem Trubel am Vortag rund um die US-Präsidentenwahl schauen die Anleger an diesem Donnerstag wieder stärker auf die Berichtssaison in Deutschland, die angesichts der grossen Menge an Unternehmenszahlen für Bewegung sorgt.
Die Zahlen von HeidelbergCement nannte ein Händler solide. Die Aktien gaben ihre Auftaktgewinne jedoch ab und verloren zuletzt etwa zwei Prozent. Die Aktien des Rückversicherers Munich Re sanken nach Quartalszahlen um zweieinhalb Prozent und waren damit im Dax hinter HeidelbergCement das Schlusslicht. Der Konzern wagt nach wie vor keine Gewinnprognose für 2020.
Infineon verteuerten sich um fast vier Prozent und profitierten von starken Zahlen des US-Chipkonzerns Qualcomm. An der Dax-Spitze setzten die Titel des zu den Pandemie-Krisengewinnern zählenden Essesnlieferanten Delivery Hero ihren Siegeszug mit neuen Kursrekorden fort und gewannen 4,6 Prozent.
Im MDax waren Commerzbank nach Zahlen auf dem letzten Platz mit minus 5,8 Prozent. Bei den Gewinner auf Platz zwei waren die Papiere des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 mit einem Plus von siebeneinhalb Prozent. Die Werbeerlöse erholen sich, ProSieben schreibt wieder schwarze Zahlen. Noch besser mit plus 8,2 Prozent waren Compugroup . Der auf das Gesundheitswesen spezialisierte Softwareanbieter hatte im dritten Quartal kräftig von neuer Praxensoftware profitiert.
Hohe Kursaufschläge von zehn Prozent verzeichneten zudem im Nebenwerte-Index SDax die Aktien des IT-Dienstleisters S&T , der seine Prognose nach oben schraubte. Abgeschlagen am Index-Ende waren mit minus zehn Prozent Tele Columbus . Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hatte die Anteile des Kabelnetzbetreibers von "Buy" auf "Sell" gleich doppelt abgestuft./ajx/stk
(AWP)