ENERGIE I: Wegen des fehlenden Stromabkommens mit der EU könnte der Schweiz in absehbarer Zukunft der Strom ausgehen, wenn im In- und Ausland grosse Kraftwerke ausfallen. Ein Verband aus der Energiebranche schlägt nun vor, gestaffelt rund 2000 kleine Gaskraftwerk verteilt über weite Teile der Schweiz zu bauen. Das Konzept des Verbandes Powerloop ist gemäss der "NZZ am Sonntag" so ausgelegt, dass die Anlagen nur dann laufen, wenn der Strom knapp ist. Die rund 2000 Anlagen würden bis 2050 insgesamt 3,4 Milliarden Franken kosten. Die Stromkunden würden gemäss Konzept mit jeder Rechnung einen Zuschlag bezahlen, der in den Ausbau der Klein-Kraftwerke gesteckt wird. Für eine vierköpfige Familie wären das ungefähr 10 Franken pro Jahr. Ein Blackout könnte gemäss Bund pro Tag Schäden von 3 bis 4 Milliarden verursachen. SP-Nationalrat und Energiepolitiker Roger Nordmann, der Elektrizitätswerkverbund Swisspower und ein Professor für Energietechnik der ETH Zürich halten das Projekt für sinnvoll.

ENERGIE II: Der Bund informiert Schweizer Unternehmen bereits über mögliche Massnahmen im Falle einer Stromknappheit. Rund 30'000 Unternehmen erhalten derzeit eine Broschüre, in welcher darüber informiert wird, dass der Bundesrat im Falle einer Stromknappheit die Firmen verpflichten kann, ihren Stromverbrauch um einen bestimmten Prozentsatz zu drosseln. Tritt eine Stromknappheit ein, erfolgen gemäss der Broschüre zunächst Sparappelle an die Bevölkerung. In einem zweiten Schritt kann der Bundesrat den Betrieb von Schwimmbädern, Klimaanlagen oder Rolltreppen verbieten. Erst in einem dritten Schritt würde der Strom für die Wirtschaft kontingentiert. Entsprechend fordert die Broschüre die Unternehmen auch auf, sich Gedanken zu machen, wie sie Strom sparen können. Das Szenario einer Strommangellage gilt derzeit neben einer Pandemie als grösste Gefahr für die Versorgung der Schweiz. (NZZaS p. 1/8)

ENERGIE III: Die AKW-Debatte bekommt in der Schweiz neuen Schwung. Aufgeschreckt durch die akute Gefahr einer Stromlücke fordert Christoph Mäder, Präsident von Economiesuisse, jetzt nicht nur eine neue Energiestrategie, um die drohenden Versorgungsprobleme zu lösen. Er stellt auch den Bau neuer Atomkraftwerke zur Disposition. "Wir dürfen uns gegenüber künftigen AKW-Technologien nicht verschliessen. Alles andere wäre töricht", sagt Mäder gegenüber der "SonntagsZeitung". Der Wirtschaftsführer greift dabei den Ausstieg aus der Kernenergie an, der vom Volk 2017 im Rahmen der Energiestrategie 2050 beschlossen wurde: "Es war ein Fehler, den Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz grundsätzlich zu verbieten", sagt er. Man müsse nun "dringend prüfen, ob und wie die regulatorischen Bestimmungen so geändert werden können, dass die Stromversorgung für uns und für kommende Generationen sichergestellt werden kann". (SoZ p. 6)

TRANSPORT/LOGISTIK: In der Schweiz bestehen nach Ansicht des Transportkonzerns Galliker keine Anzeichen für eine Versorgungskrise wegen fehlender LKW-Fahrern. "Die Situation in der Schweiz ist deutlich besser als im Rest Europas", sagte Firmen-Präsident Rolf Galliker in einem Interview. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Schweiz muss sicher keine Angst haben vor Versorgungsengpässen", sagte der 56-jährige Verwaltungsratspräsident des Familienbetriebs Galliker Transport dem "SonntagsBlick". Zwar würden in den kommenden Jahren auch in der Schweiz viele Chauffeure in Pension gehen, und es sei seit Jahren eine Herausforderung, guten Nachwuchs zu finden. Das ergehe aber fast allen handwerklichen Branchen so. Das höhere Lohnniveau in der Schweiz sei bei der Personalrekrutierung eine Hilfe, aber nicht ausschlaggebend. "Die Probleme in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern haben eine andere Ursache: Die dortigen Transportunternehmen haben über viele Jahre hinweg fast ausschliesslich günstige Fahrer aus Osteuropa eingestellt und den Stand der einheimischen Fahrer verkümmern lassen", sagte Galliker. (SoBlick)

SWISSCOM: Der Telekom-Anbieter lagert ab kommendem Frühjahr testweise 45 Callcenter-Arbeitsplätze in den Balkanstaat aus. Das ruft die Politik auf dem Plan. Das Thema soll am 25. Oktober in der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen diskutiert werden, wie deren Präsident Michael Töngi (Grüne/LU) zu "SonntagsBlick" sagte. Gemäss einem Swisscom-Sprecher sind von der Verlagerung keine eigenen Mitarbeitenden betroffen, sondern Angestellte eines langjährigen Outsourcing-Partners in der Schweiz. Trotzdem löst dieser Entscheid stösst bei Parlamentariern auf Kritik. "Ein bundesnaher Betrieb hat eine gewisse Verpflichtung gegenüber der Schweiz", sagte etwa Nationalrat Martin Candinas (Mitte/GR) gegenüber "SonntagsBlick". Der Bündner ist überzeugt: "Wenn die Swisscom im Kosovo geeignete Callcenter-Mitarbeiter findet, würde sie diese auch in der Surselva, im Oberwallis oder Toggenburg finden. Das wäre sinnvolle Standortförderung." (SoBlick)

BKB: Die Basler Kantonalbank ist laut Konzernchef Basil Heeb "zufrieden" mit dem Wachstum der von der Bank-Tochter Cler betriebenen Smartphone-Bank Zak. Zum Halbjahr zählte Zak gut 44'000 Kunden: "Zwar ist das Wachstum nicht mehr so hoch wie am Anfang, aber kontinuierlich. Aber der Markt ist auch deutlich umkämpfter als noch vor ein paar Jahren", sagte Heeb gegenüber der "Finanz und Wirtschaft". "Wir können mit diesem Produkt junge und digitale Kunden ansprechen und neue dazugewinnen", so Heeb. In Bezug auf die Strategie der Bank Cler meinte er: "Jede Bank hat ihre eigene Marke, ihr eigenes Kapital und einen unabhängigen Kundenstamm. Das wird und muss auch so bleiben." Auch weil das Stammhaus BKB über eine Staatsgarantie verfüge und Cler nicht. Zusammenlegen könne man die Infrastruktur, etwa bei Prozessen für Produkte oder im Accounting. (FuW 16.10. p. 9)

SBB: Die Bahnen wollen ihre Personalplanungssoftware Sopre ersetzen. Dieser Ersatz soll um die 200 Millionen Franken kosten. Das schreibt die "SonntagsZeitung" mit Verweis auf SBB-CEO Vincent Ducrot. Die SBB hatten Sopre ursprünglich für 19 Millionen Franken eingekauft, laut Insidern sind die Kosten mittlerweile aber auf deutlich über 100 Millionen angestiegen. Grund für die explodierten Ausgaben sind zum einen die zahlreichen Nachbesserungen, die über die Jahre angefallen sind, und zum sind seit Einführung des Programms deutlich mehr Personen nötig, um die Planung und Einteilung zu erledigen. Trotz dieser Zusatzaufwände sorge das Programm bis heute für Probleme, die teilweise in Verspätungen und Zugausfällen mündeten. Die Mehrkosten haben entweder die Kundinnen und Kunden der SBB über höhere Ticketpreise zu schultern oder der Steuerzahler, da die SBB zu hundert Prozent in Besitz der Eidgenossenschaft sind. (SoZ p. 35/36)

FLEISCH: Neue Studien zweifeln daran, dass die Herstellung von "kultiviertem Fleisch" umweltfreundlicher ist als jene von herkömmlichem Fleisch. Für die Produktion dieses "in-vitro-Fleisches" braucht es ein winziges Stück Gewebe, zum Beispiel von einer Kuh oder einem Huhn. Die darin enthaltenen Zellen vermehren sich im Labor zum Zellhaufen, der dann als Hackbällchen oder Nuggets gegessen werden kann. Zwar entstehen etwa bei der Anzucht von Hackbällchen 75 Prozent weniger Treibhausgase als etwa bei Rindern auf der Weide, schreibt die "NZZ am Sonntag" mit Verweis auf eine neue Übersichtstudie. Beim Schweinefleisch jedoch sind die Treibhausgasemissionen von Laborfleisch um ein Zweifaches höher, bei Geflügel um ein Dreifaches. Noch schlechter sieht die Bilanz beim Energieverbrauch aus. Die Zellen brauchen 37 Grad Körpertemperatur, und auch die Sterilisation der Anlagen sowie die Herstellung der notwendigen Nährmedien benötigen Energie. (NZZaS p. 49/50)

PORTUGAL: Die Zahl der portugiesischen Staatsangehörigen in der Schweiz nimmt seit vier Jahren ab. 2020 verliessen 10'000 Menschen die Schweiz in Richtung Portugal. Ende letzten Jahres lebten hierzulande noch 257'700 portugiesische Staatsangehörige, wie der "SonntagsBlick" mit Verweis auf neue Zahlen des Bundesamts für Statistik schreibt. Gleichzeitig war die Einwanderungsquote letztes Jahr so tief wie seit Anfang der 2000er-Jahre nicht mehr. Hintergrund für die Rückkehr ins Heimatland ist in vielen Fällen, dass die Eingewanderten ins Pensionsalter kommen und zu wenig Rente hätten, um in der Schweiz leben zu können oder wollen. Seit 2019 wirbt zudem die portugiesische Regierung bei ihren Emigranten für eine Rückkehr. Sie winkt etwa mit einer Beteiligung an den Umsiedlungskosten und mit Steuergeschenken. (SoBlick)

ROCHE-ERBEN: Die Erben des Pharmaunternehmens Roche ziehen sich als philanthropische Geldgeber für grosse Naturschutz-Projekte zurück. Im kommenden Jahr wollen sie ihre vor 25 Jahren gegründete Mava-Stiftung stilllegen. "Die traditionelle Form der Philanthropie hat versagt", sagte Roche-Vizepräsident André Hoffmann in einem Interview. Geld zu transferieren, weil man ein schlechtes Gewissen habe, bringe nichts, sagte der 63-jährige Stiftungspräsident und Ökonom der "NZZ am Sonntag". Man fühle sich zwar selbst wohl damit, aber es löse die Probleme nicht. "Projekte, die es nur gibt, solange wir bezahlen, und aufhören, wenn wir uns zurückziehen, sind fehlgeleitet." Zuletzt war die Mava Foundation in 180 Projekten mit 120 Partnern engagiert. Viele würden auf eigenen Füssen zu stehen kommen, sagte der dreifache Familienvater und Sprecher des Roche-Aktionärspools. Der Rückzug sei über mehrere Jahre vorbereitet worden. (NZZaS p. 27)

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(AWP)