(Bloomberg) -- Bundesbankpräsident Joachim Nagel will nicht ausschließen, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinssätze über den Sommer hinaus anheben wird.

Auf die Frage, ob die Zinsen womöglich auch im September noch heraufgesetzt werden könnten, sagte das deutsche Mitglied des EZB-Rats im Gespräch mit Bloomberg TV: “Nichts ist ausgeschlossen.”

Die Inflation sei “immer noch sehr hartnäckig“, erklärte Nagel am Donnerstag im japanischen Niigata, wo er am G7-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs teilnimmt. Die Teuerung sei ein “sehr hartnäckiges Phänomen”.

Die EZB hat ihre geldpolitisches Straffungstempo vergangene Woche gesenkt, zugleich aber signalisiert, dass weitere Zinserhöhungen zu erwarten sind. Die meisten Ökonomen gehen von zwei weitere Viertelpunktschritten und einem Zinsgipfel von 3,75% im Juli aus.

Inzwischen wächst im EZB-Rat informierten Kreisen zufolge die Einschätzung, dass die Zinserhöhungen nach der Juli-Sitzung womöglich weitergehen müssen, um die Teuerung in den Griff zu bekommen.

Die Geldmärkte sehen die Wahrscheinlichkeit eines Viertelpunktschritts im Juni bei 90% und preisen eine ebenso solche Anhebung auch für im Juli voll ein. Den Zinsgipfel sehen sie knapp unter 3,7%.

Nagel sieht die Zinsen einem Niveau näherrücken, das für die Wirtschaft des Euroraums restriktiv wirkt. Noch sei ein solches aber noch nicht erreicht. Ob es im September zu einem weiteren Zinsschritt kommen wird, hänge von den Effekten ab, die die bisherige Zinserhöhung um 375 Basispunkte zeige.

Unabhängig vom Ergebnis sagte Nagel, die Zinsen müssten nach Erreichen ihres Maximalniveaus im Zyklus hoch bleiben.

“Wenn der Punkt kommt, an dem wir die Straffungen mehr oder weniger stoppen können, dann muss ich davon ausgehen, dass wir noch eine Weile dort bleiben müssen”, führte er aus. Dadurch könnten die Währungshüter “sehen, ob wir wirklich erfolgreich sind oder nicht”.

Überschrift des Artikels im Original:ECB’s Nagel Says Nothing Off the Table for September Meeting (1)

--Mit Hilfe von Jana Randow und James Hirai.

©2023 Bloomberg L.P.