Für das kommende Jahr 2024 prognostiziert die Expertengruppe des Bundes eine Zunahme des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,5 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte. Bei der letzten Prognose vom September waren sie noch von 1,6 Prozent ausgegangen.
Ohne den Effekt von Sportanlässen wie olympische Spiele und Fussball-Grossevents, welche das Schweizer BIP wegen der Lizenzeinnahmen der hierzulande ansässigen Sportverbände verzerren, lautet die Prognose nun sogar nur noch auf +1,1 nach +1,2 Prozent. Dies sei ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert, so das Communiqué.
Somit verlängert sich die aktuelle Schwächephase. Denn schon für das ablaufende Jahr 2023 zeichnet sich laut den Seco-Experten ein unterdurchschnittliches Wachstum von 0,8 Prozent ab (sportevent-bereinigt: 1,3 Prozent).
2025 sollte dann wieder besser werden. Es wird sportevent-bereinigt ein Wachstum von 1,7 Prozent vorhergesagt, was einer Normalisierung entspreche. Unbereinigt wird das BIP allerdings bei relativ tiefen 1,3 Prozent gesehen.
Exportwirtschaft leidet
Der Hauptgrund für die aktuelle Wachstumsdelle ist die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft. Eine globale Rezession sei zwar nicht zu erwarten. Insgesamt werde sich die Weltnachfrage in nächster Zeit aber schwächer entwickeln als im historischen Mittel.
Dabei sei es vor allem die verhaltene Dynamik im Euroraum, welche Teile der Schweizer Exportwirtschaft bremsen werde, so das Seco weiter. Es zeichne sich nur eine allmähliche Erholung ab.
Weitere Bremsfaktoren sind laut den Seco-Auguren die höheren Finanzierungskosten infolge der gestiegenen Zinsen. Die Investitionen würden sich daher schwach entwickeln.
Eine gewisse Stütze bleibe der private Konsum. Denn die Beschäftigungsaussichten seien nach wie vor relativ gut, auch wenn die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2024 auf 2,3 Prozent von 2,0 Prozent im 2023 steigen dürfte. 2025 sei dann mit einer Quote von 2,5 Prozent zu rechnen.
Inflation unter 2 Prozent
Die Inflation macht den Bundesökonomen derweil keine grossen Sorgen mehr. Konkret wird für das Gesamtjahr 2024 weiterhin eine Teuerung von 1,9 Prozent erwartet, für 2025 dann nur noch von 1,1 Prozent. Für das ablaufende Jahr 2023 zeichnet sich ein Wert von 2,1 Prozent ab.
Umfragen deuteten auf einen nachlassenden Preisdruck hin, heisst es zur Begründung. Einen positiven Effekt erhoffen sich die Bundesökonomen auch von der Abschaffung der Industriezölle per Anfang 2024. Auf der anderen Seite dürften die steigenden Stromtarife, die Mehrwertsteuererhöhung und teurere Mieten inflationstreibend wirken.
Zahlreiche Risiken
Wie üblich werden die Risiken für die Prognose erwähnt. Im Vordergrund stünden solche im Zusammenhang mit der Geldpolitik der Notenbanken. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Inflation global gesehen hartnäckiger bleibe als erhofft - was eine restriktiver Geldpolitik nach sich ziehen könnte.
Ausserdem gebe es ausgeprägte geopolitische Risiken. So könnte eine Eskalation des bewaffneten Konflikts im Nahen Osten laut Mitteilung zu stark steigenden Erdölpreisen führen und in der Folge zu höheren Inflationsraten.
Für den Aussenhandel gingen ausserdem insbesondere von Deutschland und China Risiken aus, wo sich die Lage schlechter als erwartet entwickeln könnte. Und nicht vergessen werden darf laut dem Seco auch der Energiebereich. So gehe die Prognose davon aus, dass es nicht zu Mangellagen komme. In einem solchen Fall sei mit einer Rezession und gleichzeitig hohem Preisdruck zu rechnen.
rw/tv
(AWP)