Die Gesundheitskosten in diesem Jahr seien bereits höher ausgefallen als erwartet, sagte der auf Dezember zurücktretende Bundesrat in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Neben den Gesundheitskosten hätten die Krankenversicherer letztes Jahr auch 1,8 Milliarden Franken auf den Finanzmärkten verloren. «Es geht überall in die falsche Richtung.» Die Krankenkassen hatte deswegen von einem Prämienanstieg von acht bis neun Prozent für das Jahr 2024 gesprochen.

Der Gesundheitsminister kritisierte im Interview die Kantone und die Interessenverbände im Gesundheitsbereich: Die Situation bei der Prämienverbilligung sei unbefriedigend, das «Kartell des Schweigens» bei Gesundheitsreformen nicht tragbar.

Die Interessenorganisationen hülfen sich gegenseitig, um kostendämpfende Reformen zu verhindern, sagte Berset. «Jeder verteidigt so sein Stück vom 45-Milliarden-Kuchen.» Bei den Prämienverbilligungen gebe es zudem zu grosse Unterschiede zwischen den Kantonen.

Kritik an Kantonen und Interessenorganisationen

Der Bundesrat habe bei der Gesundheitsversorgung, die in der Hoheit der Kantone liege, nur einen eingeschränkten Spielraum, so Berset. Die Coronapandemie habe zu ausserordentlichen Kosten geführt, und die Verluste der Versicherer im Jahr 2022 hätten die Reserven geschmälert.

Berset sprach sich aber dezidiert gegen die Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung aus, wie sie Zürichs Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli jüngst zur Diskussion stellte. «Würden wir sie abschaffen, hätten wir eine Zweiklassenmedizin», sagte Berset.

(AWP)