Ständerätin Flavia Wasserfallen (SP/BE) sowie die Nationalrätinnen Franziska Ryser (Grüne/SG) und Fabienne Stämpfli (GLP/BE) und die Nationalräte Marc Jost (EVP/BE) und Simon Stadler (Mitte/UR) fordern mit fünf gleichlautenden Motionen, das Obligationenrecht entsprechend anzupassen.
Dabei soll der Bundesrat untersuchen, wie Lehrbetriebe im Gegenzug entlastet werden könnten. Die Motionäre begründen ihr Anliegen damit, dass Jugendliche auch wegen der längeren Schulferien zunehmend das Gymnasium wählten statt eine Berufslehre. Ausserdem nähmen psychische Belastungen in der Lehre zu.
Firmen können selber Ferien gewähren
Der Bundesrat stellt sich gemäss seiner am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme gegen die Motionen. Schon heute hätten Betriebe die Möglichkeit, ihren Lehrlingen mehr Ferien zu gewähren als die gesetzlich vorgeschriebenen fünf Wochen. Das sei für sie eine Chance, im Wettbewerb um Lehrlingen zu punkten.
Fehlten Lehrlinge eine Woche mehr bei der Arbeit, könne das die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe senken, warnt der Bundesrat zudem. Unter 30-Jährige können zudem für freiwillige Engagements in der ausserschulischen Jugendarbeit fünf Tage unbezahlten Urlaub beantragen. Die vom Parlament verlangte Erhöhung auf bis zu zwei Wochen kam in der Vernehmlassung laut dem Bundesrat gut an.
Der Bundesrat will schliesslich Ergebnissen eines Runden Tisches zur Berufsbildung nicht vorgreifen. An der Zusammenkunft würden die Rahmenbedingungen für die Berufslehre untersucht, darunter der Ferienanspruch. Dabei spricht der Bundesrat auch ein degressives Modell über die gesamte Lehrzeit an.
Eine vor Kurzem eingereichte Petition an den Bundesrat verlangte gar acht Wochen Ferien für Jugendliche in der Berufslehre. Das Anliegen stiess auf viel Zustimmung, rund 176'450 Personen unterzeichneten die Petition. Es sei eine Rekord-Petition, schrieb die dafür aus Lernenden gegründete Allianz zu der Bittschrift.
Ferienanspruch als Faktor für Attraktivität
Auf dem am Donnerstag durchgeführten nationalen Spitzentreffen Berufsbildung sei Bildungsminister Guy Parmelin indes nicht explizit auf das Thema angesprochen worden, hiess es am Donnerstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Dort wurde das weitere Vorgehen zur Erhaltung und Stärkung der Attraktivität der Berufsbildung verabschiedet. Der Ferienanspruch für Lehrlinge sei einer der Faktoren für die Attraktivität der Berufsbildung, der in einem grösseren Rahmen geprüft werden soll, hiess es auf Anfrage weiter.
Der Bund richtet einen Förderschwerpunkt zur betrieblichen Bildung ein und stellt dazu zwischen 2026 und 2028 insgesamt drei Millionen Franken bereit, wie er anlässlich des Spitzentreffens mitteilte. Eine Expertengruppe Grundsatzfragen werde zudem untersuchen, wie die Berufsbildung im Hinblick auf gesellschaftliche Erwartungen und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt künftig bestmöglich zu positionieren sei.
(AWP)