Bislang waren die Margen stark vom Preis der Medikamente abhängig. Der Vertriebsanteil bei teureren Arzneimitteln war höher als bei günstigeren, weshalb der Anreiz bestand, teurere Arzneimittel abzugeben.

Die nun beschlossene Vereinheitlichung der Margen für wirkstoffgleiche Arzneimittel reduziert den Fehlanreiz, für einen maximalen Verdienst möglichst teure Medikamente abzugeben. Zudem wird bei den teureren Arzneimitteln der Vertriebsanteil und damit auch der Verkaufspreis gesenkt, bei günstigeren Arzneimitteln erhöht. Der Bundesrat hat am Freitag entsprechende Verordnungsänderungen beschlossen und per 1. Juli 2024 in Kraft gesetzt.

Günstige Medikamente werden teurer

Die Massnahmen sollen seiner Ansicht nach die Abgabe von preisgünstigeren Arzneimitteln, besonders von Generika und Biosimilars, fördern. Insgesamt sollen dadurch in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) jährlich 60 Millionen Franken eingespart werden.

Der Allianz der Konsumentenschutzorganisationen geht das zu wenig weit. Sie zitiert in einer Mitteilung den Preisüberwacher und den Krankenkassenverband Santésuisse, wonach ein Sparpotenzial von bis zu 458 Millionen Franken pro Jahr vorhanden wäre.

Die beschlossene Anpassung der Medikamentenmargen begünstige einmal mehr die Apotheken, Ärztinnen und Spitäler - auf Kosten der Prämienzahlenden, hiess es. Mit den neuen Margen würden günstige Medikamente stark verteuert - Dafalgan 1g, 16 Stk., beispielsweise um fast 70 Prozent, so die Konsumentenschützer.

Langer Streit

Die nun vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen sind das Ergebnis eines langen Prozesses. Die Vernehmlassung dazu fand bereits vor fünf Jahren statt. Weil die Rückmeldungen stark auseinandergingen, wurden 2022 und 2023 diverse Gespräche mit den betroffenen Akteuren durchgeführt.

In zwei kurzfristig einberufenen Sitzungen im Herbst 2023 wurde auch eine Variante, welche zu Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe geführt hätte, mehrheitlich abgelehnt, schrieb die Allianz der Konsumentenschutzorganisationen. Beim nun beschlossenen neuen Margenmodell handle es sich um keinen «Kompromiss», wie dies teils behauptet werde.

Anderer Meinung sind der Krankenkassenverband Curafutura, der Apothekerverband Pharmasuisse, der Spitalverband H+ und die Ärztevereinigung FMH. «Diese Lösung zeigt, dass ein konstruktiver Austausch unter Einbezug aller Akteure durchaus gute Chancen hat, erfolgreich umgesetzt zu werden», schrieben sie in einer Mitteilung. Davon profitierten Patienten und Prämienzahlende.

Die vier Akteure rechnen mit einer Kostendämpfung von mehreren hundert Millionen Franken aufgrund der Verschiebung von Originalpräparaten zu mehr Generika inklusive Biosimilars.

Bundesrat in der Pflicht

Der Krankenkassenverband Santésuisse ist dagegen «irritiert», wie er in einer Mitteilung schrieb. «Alleine auf Verordnungsstufe könnte der Bundesrat Einsparungen von weit über einer Milliarde Franken realisieren - ganz ohne Qualitätsverlust», hiess es in einer Mitteilung.

Mit der Anpassung des Vertriebsanteils bei Arzneimitteln habe der Bundesrat die Chance verpasst, die Vertriebsmargen im Medikamentenhandel konsequent zu senken und damit die Grundversicherung massgeblich zu entlasten. Stattdessen habe er unter dem Druck des Handels eine Reform beschlossen, welche bei über der Hälfte der Medikamente zum Teil drastische Preiserhöhungen bringe.

mk/

(AWP)