Auftraggeber war die Stiftung Familienunternehmen, die den Jahresmonitor zur Bürokratiebelastung seit 2017 alljährlich in Kooperation mit dem Ifo-Institut herausgibt.

Lieferkettengesetz, aufwändige Genehmigungsverfahren, Steuerrecht

So beschwerten sich viele der befragten Firmen über das 2023 in Kraft getretene Lieferkettengesetz, den hohen Aufwand behördlicher Genehmigungsverfahren - vor allem im Baurecht - und das komplizierte deutsche Steuerrecht. Der Umfrage zufolge ist die Tendenz zur Flucht ins Ausland umso stärker, je grösser das Unternehmen: Bei Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern plant demnach ein Viertel die Verlagerung von Investitionen ins Ausland.

Bei den grössten Firmen ist auch die Verärgerung am grössten

Ausserordentlich tief sitzen Ärger und Verdruss demnach bei den grössten Firmen: An der Befragung nahmen 57 der grössten deutschen Familienunternehmen mit zusammen 403 000 Beschäftigten und über 90 Milliarden Euro Umsatz teil, von denen demnach 42,6 Prozent eine Verlagerung ins Ausland erwägen. Die Autoren um Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe werten dieses Ergebnis als «besonders gravierend», auch wenn sie einschränkend darauf hinweisen, dass der Wert wegen geringer Teilnehmerzahl nur eine Tendenz aufzeigt.

Der Unmut richtet sich laut Umfrage weniger gegen die kommunalen Verwaltungen, die die Vorgaben höherer Ebenen umsetzen, als vielmehr gegen die Länder und den Bund. Knapp 43 Prozent bewerteten ihre jeweiligen Erfahrungen mit Gemeinde- oder Stadtverwaltung positiv, aber nur 7 Prozent waren zufrieden mit Land und Bund.

Raschelnde Papierformulare

Besonders negativ fällt vielen Unternehmen demnach auf, dass ein Grossteil der Behördenvorgänge nach wie vor auf Papier erledigt werden muss und nicht digital möglich ist. Und wo digitale Kommunikation mit den Behörden bereits möglich ist, funktioniert diese laut Umfrage häufig nicht: Nur 8,5 Prozent sagten, dass das reibungslos ablaufe.

Familienunternehmen fordern Entlastung - zum wiederholten Mal

Die Stiftung Familienunternehmen als Auftraggeber forderte wie in den Vorjahren Verbesserungen - beziehungsweise Entlastung - von der Politik. «Diese Zahlen machen mich wütend», sagte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer. Die Hauptforderungen: ein «Praxischeck» für neue Vorschriften, schnellere Verfahren, Ausbau der Digitalisierung und die Beschränkung auf «wesentliche Angaben» bei der Erfüllung behördlicher Anfragen und Anforderungen./cho/DP/jha

(AWP)