"Ich bin mit dem dritten Geschäftsquartal sehr, sehr zufrieden", sagte Weber. Die Zahl der Augenbehandlungen sei zuletzt auch dank einer Erholung in China wieder gestiegen und damit auch der lukrative Verkauf von Verbrauchsmaterialien. Im dritten Quartal lag den Angaben zufolge das Ergebnis vor Zinsen und Steuern erstmals in diesem Jahr mit 101 Millionen Euro leicht über dem Vorjahreswert, der Umsatz sei um zwölf Prozent angezogen. "Wir sehen auch das laufende Schlussquartal in diese Richtung gehen", betonte der Manager. Diese Monate gelte es nun abzuwarten, um einschätzen zu können, "ob wir zu voller Kraft zurückfinden", ergänzte Finanzvorstand Wehmer.
An der Börse lastete vor dem Wochenende vor allem der vorsichtige Jahresausblick auf der Aktie - laut Börsianern waren Analysten im Schnitt zuletzt noch etwas optimistischer hinsichtlich der Margenentwicklung gewesen. Das Papier rutschte in der Frühe mit einem Abschlag von 5,7 Prozent an das MDax -Ende. Damit vergrösserte sich der bisherige Jahresverlust auf mehr als 19 Prozent.
Der Ophthalmologie-Spezialist Carl Zeiss Meditec stellt spezielle Linsen und Operationsmikroskope für die Augenheilkunde her. Das Unternehmen kämpfte lange mit den Folgen von Pandemie und Ukraine-Krieg, wie etwa gestiegenen Kosten und gestörten Lieferketten. Zugleich zogen die Aufträge zuletzt stark an, liessen sich aber nur mit Mühe abarbeiten. Dadurch hätten Preiserhöhungen etwa für Geräte nur mit Verspätung den Markt erreicht, hiess es vom Unternehmen. Im wichtigen chinesischen Markt erschwerten zudem Lockdowns und zuletzt zu Jahresbeginn die abrupte Öffnung des Landes dem Konzern das Geschäft. Weil die Corona-Welle plötzlich durch das Land ging, hätten viele Augenbehandlungen nicht stattgefunden, erläuterte Weber.
Im vergangenen Quartal sei es dort wieder aufwärts gegangen, hiess es vom Konzern weiter. Auch die weltweite Lieferkettenproblematik ebbt schrittweise ab: Der Konzern konnte im vergangenen Quartal seine Geräte wieder schneller an Kunden ausliefern, "wenn auch die Lieferzeiten vieler Produkte weiterhin zu lang bleiben", so Weber. Diese dürften sich jedoch weiter normalisieren.
Die Geschäftszahlen der ersten neun Monate hinken jedoch noch deutlich dem Vorjahr hinterher. So stieg zwar der Umsatz von Anfang Oktober bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 13 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro; das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank jedoch von zuvor knapp 276 Millionen auf 245 Millionen Euro - dies war auch auf einen ungünstigen Produktmix zurückzuführen.
Das Management rechnet nun damit, dass die entsprechende Marge im Gesamtjahr am unteren Ende der bereits im April gesenkten Zielspanne von 17 bis 20 Prozent herauskommt. Damit dürfte die Profitabilität deutlich unter dem Vorjahreswert von 20,9 Prozent liegen. Am Markt habe der Konsens Carl Zeiss Meditec für das Jahr zuletzt noch mehr als 18 Prozent zugetraut, sagte ein Händler.
Nach den ersten neun Monaten lag die Betriebsmarge nach Unternehmensangaben bei 16,2 (Vorjahr: 20,7) Prozent. Mittelfristig soll sich die Profitabilität dann wieder bei 20 Prozent stabilisieren. Laut Weber konnte Carl Zeiss Meditec im dritten Quartal bereits eine Marge von 18,9 Prozent erzielen. Der Umsatz soll in diesem Geschäftsjahr unverändert bei 2,1 Milliarden Euro landen, nach 1,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.
Unterdessen zeichnen sich weitere Belastungen in China ab. Dort hatte Carl Zeiss Meditec während der Pandemie seine Bestände an Verbrauchsmaterialien für die sogenannte refraktive Laserchirurgie - also die Sehkorrektur per Laser - stark aufgestockt, um lieferfähig zu sein. Jetzt will der Konzern die Vorräte wieder abbauen.
Im ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres 2023/24 sei daher mit einer "temporär signifikanten" Belastung zu rechnen. Ein geringfügiger Anteil des Bestandsabbaus dürfte bereits im laufenden vierten Quartal umgesetzt werden. Insgesamt habe dies einen voraussichtlich einmaligen negativen Effekt in einer mittleren zweistelligen Millionenhöhe auf Umsatz und Ergebnis - wie genau sich diese Summe auf die Quartale verteilt, wollte das Management noch nicht sagen. Dies hänge zunächst auch von der weiteren Corona-Entwicklung in China im Herbst ab./tav/nas/men