Berlin, 11. Mai (Reuters) - Die Energiekrise, Inflation und Konjunkturschwäche haben 2022 zu einem deutlichen Anstieg der Firmenpleiten geführt. Im vergangenen Jahr wurden in Westeuropa 139.973 Insolvenzen registriert und damit ein Plus von 24,2 Prozent, wie am Donnerstag aus einer Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervorgeht. In Osteuropa habe es sogar einen Anstieg um gut 53 Prozent auf 60.010 Pleiten gegeben. Neben Preisanstiegen bei Energie und Rohstoffen hätten die Firmen auch deutlich höhere Finanzierungskosten wegen der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) wegstecken müssen. "Die Trendwende bei den Insolvenzzahlen ist eingeläutet", erklärte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. "Der Druck bleibt auf dem Kessel, sodass auch in den kommenden Monaten mit steigenden Zahlen zu rechnen sein wird."

Das Ende der Corona-Pandemie sei der Beginn eines kurzen Wirtschaftsaufschwungs in Europa gewesen, bevor er durch den Krieg in der Ukraine wieder abgewürgt worden sei, sagte Hantzsch. Die folgende Energiekrise habe die Wirtschaft quasi unvorbereitet und mit voller Wucht getroffen. "Viele angeschlagene Unternehmen konnten den Mehrfachbelastungen nicht mehr standhalten." Creditreform sieht die Insolvenzentwicklung auch als Normalisierung, nach zwei Jahren mit extrem niedrigen Zahlen. In Deutschland gab es demnach 2022 einen Anstieg um 3,8 Prozent auf 14.660 Firmenpleiten.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnete 2022 europaweit der Handel samt Gastgewerbe mit plus 34,5 Prozent, gefolgt vom Baugewerbe mit 24,7 Prozent. Um knapp 20 Prozent erhöhten sich die Fallzahlen im Dienstleistungssektor und um 13,1 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe. (Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)