Das Papier sackte nach dem Handelsstart am Dax-Ende um knapp fünf Prozent auf 34 Euro ab. Seit dem Höhenflug im März und April ist der Kurs auf dem absteigenden Ast, weil die Probleme hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in vielen Regionen immer deutlicher wurden und der Auftragseingang weiter rückläufig war. Jefferies-Analyst Michael Aspinall sprach von einem Neustart für das Gesamtjahr, eine Wende sei jedoch noch nicht in Sicht. Die Auftragseingänge hätten im zweiten Quartal enttäuscht. Goldman-Sachs-Expertin Daniela Costa sah die neuen Jahresziele unter den Markterwartungen.

Beim Umsatz werde jetzt mit einem Wert zwischen 53 Milliarden Euro und 55 Milliarden Euro gerechnet, teilte der Konzern in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mit. Die bisherige Spanne hatte jeweils um zwei Milliarden Euro über der neuen gelegen. Für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) prognostiziert das Unternehmen jetzt einen deutlichen Rückgang. Bislang hatte Daimler Truck einen operativen Gewinn in Vorjahreshöhe in Aussicht gestellt. Deutlicher Rückgang heisst bei Daimler Truck ein Minus von mindestens 15 Prozent ausgehend vom Vorjahreswert 5,18 Milliarden Euro - bestenfalls dürften es also noch 4,4 Milliarden Euro werden.

Die Prognosespanne für die zentrale Kennzahl der Profitabilität - die bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft, also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - senkte Daimler Truck auf 8 bis 9,5 Prozent. Bisher standen 9 bis 10,5 Prozent im Plan der neuen Finanzchefin Eva Scherer. Auch beim Finanzmittelfluss rechnet der Konzern jetzt nicht mehr mit einem leichten Anstieg, sondern nur noch mit dem Vorjahresniveau.

Grund für die geringer eingeschätzte Ertragskraft sind die Geschäfte in Europa und Asien sowie mit Finanzierungen. In Europa und Asien senkte das Unternehmen auch die Absatzerwartungen unter die bisher angepeilten Spannen. In Asien belastete die Abschreibung auf das Gemeinschaftsunternehmen BFDA (Beijing Foton Daimler Automotive) mit 120 Millionen Euro Sonderaufwand. Daum begründete das schwache Umfeld in China damit, dass derzeit billiges Erdgas aus Russland nach China ströme und sich das in den Verkäufen bei der Antriebstechnik zeige. «Der chinesische Markt wird derzeit von Erdgas dominiert», sagte Daum. «Wir sind der König bei Diesel, aber nicht bei Erdgas.»

In Europa kommen die Nutzfahrzeugmärkte wegen der schwachen Wirtschaftslage derzeit nicht ins Rollen. Spediteure überlegen sich dreimal, ob sie aktuell viel Geld für neue Laster ausgeben. Finanzchefin Scherer verwies in einer Telefonkonferenz darauf, dass in Deutschland die Verkäufe im zweiten Quartal nur noch halb hoch lagen wie ein Jahr zuvor.

Daum kündigte denn auch Kurzarbeit in deutschen Werken ab September an, zuerst im grossen Werk in Wörth. Für eine Einschätzung, wie viele Beschäftigte betroffen sein würden, sei es noch zu früh. Im April habe der Konzern bereits Leiharbeit zurückgefahren, auch flexible Arbeitszeitkonten habe man schon in Anspruch genommen. Kurzarbeit sei nun der dritte Schritt, sagte Daum. Derzeit gelte auch ein «sehr strikter Einstellungsstopp». Die 2023 formulierten Renditeambitionen für das kommende Jahr stünden derzeit auf dem Prüfstand, sagte Scherer.

Besonders gefordert ist jetzt Managerin Karin Radström, die Spartenchefin der in Europa stark vertretenen Marke Mercedes-Benz : Sie gilt als Anwärterin auf die Nachfolge von Vorstandschef Daum, dessen Vertrag im kommenden Frühjahr ausläuft. Sie hat dem Vernehmen nach in Technikchef Andreas Gorbach aber auch mindestens einen Rivalen um den Posten.

Bei der Renditeperle von Daimler Truck, dem Nordamerikageschäft, brummt es aber weiter. Hier geht das Unternehmen jetzt sogar vom oberen Ende der Spanne bei der operativen Marge aus. Auch in der vergleichsweise kleinen Bussparte läuft es etwas besser.

Der Nutzfahrzeughersteller hatte bereits Mitte Juli die Eckdaten für das zweite Quartal vorgelegt und dabei die Erwartungen enttäuscht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Konzern rutschte um 18 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro ab. Die operative Marge im Industriegeschäft lag um einen Prozentpunkt niedriger bei 9,3 Prozent./men/zb/ngu

(AWP)