US-Präsident Donald Trump weitet mit Zöllen von 30 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union und Mexiko sein neues Zollregime gegen zwei wichtige Partner aus. Die neuen Abgaben sollen vom 1. August an gelten, wie Trump am Samstag mitteilte. Das sagen die Experten:
Michael Brown, Pepperstone:
«Bis zum 1. August sind es noch drei Wochen, was in einer solchen Situation eine Ewigkeit ist. Ich denke, das ist alles Teil dieser 'Eskalieren, um zu deeskalieren'-Strategie, mit der versucht wird, die Leute an den Verhandlungstisch zu bringen und ihnen weitere Zugeständnisse abzuringen. Was die EU betrifft, könnte man argumentieren, dass die Drohung (von Trump) neulich bei 50 Prozent lag. Das Risiko besteht darin, dass die EU angesichts der Berichte über eine bevorstehende Einigung von USA und EU dies schlecht aufnimmt und tatsächlich sagt: 'Okay, na gut, dann werden wir einfach einige Gegenmassnahmen ergreifen', und die Dinge dann wieder eskalieren.»
Karl Schamotta, Corway:
«Die Händler haben einen Grossteil der vergangenen Woche damit verbracht, sich gegen eine Ausweitung der Zölle des Präsidenten abzusichern, aber mit 30 Prozent hat die heutige Massnahme die Erwartungen wahrscheinlich übertroffen. Obwohl steigende Zölle eine grössere Bedrohung für die USA selbst bleiben, dürften der Euro und der mexikanische Peso zu Handelsbeginn in Asien morgen erneut unter Verkaufsdruck geraten. Bald wird sich zeigen, dass Trumps protektionistische Agenda in Währungen, Vermögenspreisen oder Volatilität nicht angemessen eingepreist wurde. Ein Moment der Kapitulation steht bevor - entweder an den Finanzmärkten oder im Weissen Haus selbst.»
Mathieu Savary, BCA Research
«Trumps Strategie ist es, unverschämte Forderungen zu stellen, sie dann abzuschwächen, dann einen weiteren Vorstoss für letzte Zugeständnisse zu machen, und dann kommt ein Handelsabkommen zustande. Das ist ein Muster, das wir aus Trumps erster Präsidentschaft kennen und das sich nun wiederholt. Was jetzt gesagt wird, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, worauf wir uns einigen werden.»
Mark Malek, Siebert Financial:
«Die Märkte sind in der Annahme gestiegen, dass diese Handelsgespräche zu einer Einigung führen. Aber diese Beruhigung wird sich in einen Gegenwind für den Markt verwandeln, wenn wir nicht auf die eine oder andere Weise echte Ergebnisse bekommen. Der Markt hat Trump bei den Zollgesprächen bisher einen Vertrauensvorschuss gegeben, aber die Berichtssaison könnte dieses Gleichgewicht stören, falls Unternehmen Ergebnisse veröffentlichen, die hinter den Erwartungen zurückbleiben oder Warnungen über die Auswirkungen von Zöllen auf ihre künftigen Einnahmen und Gewinne aussprechen.»
Sam Stovall, CFRA:
«Ich denke, die Anleger werden weiter abwarten, und die Märkte werden am Ende auf Gewissheit reagieren. Diese wird kommen, sollten die Zölle in die harten Daten durchsickern und zu unerwartet hoher Inflation führen. Solange wir keine veränderten Daten sehen, denke ich, dass der Weg des geringsten Widerstands für US-Aktien nach oben führt.»
Cyrus de la Rubia, Hamburg Commercial Bank:
«Die EU sollte in den Verhandlungen eine harte Haltung einnehmen, denn Modellrechnungen zeigen, dass Zölle gegen die EU in den USA eine stärkere negative Wirkung haben als in der Euro-Zone. Das liegt daran, dass die US-Wirtschaft vor allem vom Privatkonsum abhängt. Eine durch höhere Zölle verursachte Inflation bedeutet, dass Kaufkraft verloren geht und der private Konsum entsprechend zurückgeht. Die EU sollte hart bleiben und andeuten, dass sie entschlossene Gegenmassnahmen ergreifen könnte, nicht nur im Warenverkehr, sondern auch bei Dienstleistungen, wo die USA einen Handelsüberschuss aufweisen.»
(Reuters)