Der amerikanisch-schweizerische Autor R. James Breiding und der Genfer Politologe Daniel Warner haben in Interviews mit den Tamedia-Zeitungen und der «Neuen Zürcher Zeitung» Empfehlungen zum Umgang der Schweiz mit den USA unter Präsident Donald Trump abgegeben.
Die Schweiz hätte nach Angaben des laut «Neuen Zürcher Zeitung» gebürtigen New Yorker Politologen Daniel Warner eine Taskforce zur Vorbereitung auf Donald Trump gebraucht. Dies habe er gegenüber mehreren Parlamentariern in Bern bereits nach der Wahl des US-Präsidenten für dessen zweite Amtszeit betont. Warner war gemäss der Zeitung stellvertretender Direktor des Geneva Graduate Institute und bildete unter anderem Diplomaten aus.
«In Trumps erster Amtszeit, auch wenn er damals nicht so radikal war, gab es schon klare Anzeichen dafür, was er nun tun würde», sagte Warner im am Samstag erschienenen Interview mit der Zeitung. Trump sei zwar völlig unvorhersehbar, folge aber dennoch gewissen Mustern.
Er bewundere etwa die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum, die ihm Paroli geboten habe. «Ich würde mir anschauen, wie Sheinbaum mit ihm umgeht und warum sie relativ erfolgreich ist», so Warner.
Weiter riet er: «Die Schweiz muss herausfinden, was sie einzigartig macht, wie sie sich vermarkten kann und wie ihr das in den Beziehungen mit den USA helfen kann.»
Kampagne könnte helfen
Der amerikanisch-schweizerische Autor R. James Breiding sagte ebenfalls am Samstag in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen, die Schweiz solle eine Informationskampagne lancieren, etwa mit einer ganzseitigen Anzeige im «Wall Street Journal». Damit könne sie auf geschickte Weise zeigen, dass sie ein vorbildlicher Handelspartner sei.
Zudem empfahl er, eine systematische Rekrutierung der angesehensten Akademikerinnen und Akademiker mit Sitz in den USA zu starten. «Die ETH und andere Hochschulen sollten proaktiv führende Experten in Bereichen wie KI, modulare Kernreaktoren oder Robotik anwerben», sagte Breiding. Denn im nächsten Jahrzehnt würden «immense Summen» für solche Technologien ausgegeben.
Er warnte ausserdem vor dem Schweizer Reflex, sich aus auswärtigen Angelegenheiten herauszuhalten. Das sei zwar für einen «neutralen politischen Zwerg» sinnvoll, nicht aber für einen Wirtschaftsriesen. «Die Zölle haben gezeigt, dass die wirtschaftliche Souveränität der Schweiz stärker gefährdet ist als die politische», sagte Breiding.
(AWP)
1 Kommentar
Endlich eine realistische Einschätzung der Situation. Unser Politsystem, was ich übrigens sehr schätze, ist für schnelle und situativ notwendige Entscheidungen nicht mehr zeitgerecht. Die Geopolitische Lage stellt uns laufend vor Situationen, welche schnelle Entscheidungen benötigen. DT wartet nicht mit Entscheide. Verhandeln braucht eine Analyse der Situation und der Verhandlungspartner und eine Verhandlungsstrategie mit Optionen.
Weitsicht mit Risikoanalysen und frühzeitigen Einsatz von Task Forces, die vom Parlament mit den entsprechenden Kompetenzen ausgerüstet sind, wäre eine Lösung.
Unsere Neutralität wird eh als solche nicht mehr ernst genommen. Auch hier braucht es eine Entscheidung. Wo finden all die „Friedensverhandlungen“ statt? In der Schweiz?