Die Anleger taten sich schwer mit der Bewertung der Nachrichten. Die im MDax der mittelgrossen Unternehmenswerte notierte Aktie schwankte zunächst zwischen Gewinnen von bis zu viereinhalb und Verlusten von zeitweise mehr als drei Prozent, bevor sich die Pessimisten durchsetzten.
Zuletzt notierte das Papier mit gut zweieinhalb Prozent im Minus bei 22,84 Euro, womit sich der bisherige Jahresverlust auf fast 18 Prozent summiert. Seitdem die Pandemie den Kurs im Jahr 2021 in luftige Höhen von mehr als 145 Euro befördert hatte, hat die Aktie mehr als 80 Prozent an Wert verloren.
Giles Thorne vom Analysehaus Jefferies macht derweil in den Nachrichten des Konzerns Licht und Schatten aus. Als negativ sah er laut einer Studie zwar das revidierte Jahresziel für das operative Ergebnis. Die Kürzung sei allerdings rein währungsbedingt erfolgt, was keine Überraschung sein dürfte. Klar positiv wertet der Experte hingegen das gute zweite Quartal mit den solide übertroffenen operativen Ergebniserwartungen (Ebitda) sowie höherer Wachstumsdynamik.
Von Umbau des Geschäfts profitiert
Neben dem Anstieg der Bestellungen kam dem Konzern zuletzt auch der Umbau des eigenen Geschäfts zugute. «Wir haben an unseren starken Jahresauftakt angeknüpft und im zweiten Quartal sowohl unser Wachstum beschleunigt als auch die Rentabilität weiter gesteigert», sagte Östberg laut Mitteilung vom Donnerstag. So habe das Unternehmen in Asien sowohl bei den Kundenkennzahlen als auch beim Bruttowarenwert eine deutliche Verbesserung verzeichnen können.
Der Gesamtumsatz aller Segmente kletterte im ersten Halbjahr auf vergleichbarer Basis und währungsbereinigt um 25 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, dazu trugen alle Regionen bei. Im zweiten Quartal lag das Plus bei 27 Prozent. Im Gesamtjahr soll diese Kennziffer nun um 22 bis 24 Prozent anziehen statt wie zuvor geplant um 17 bis 19 Prozent.
Delivery Hero begründete den starken Zuwachs im ersten Halbjahr mit der Ausweitung der eigenen Lieferservices hauptsächlich im wichtigen Asiengeschäft und einem höheren Beitrag aus Provisions- und Nutzergebühren. In der Asien-Pazifik-Region sei zugleich die Rückkehr zu Wachstum gelungen.
Auch im zuletzt schwächelnden südkoreanischen Markt verbesserte sich den Angaben zufolge die Dynamik. Dort spüre der konzerneigene Lieferdienst Woowa bereits erste positive Auswirkungen durch die Übernahme der Technologieplattform von Delivery Hero, die der Konzern derzeit global einführt.
Der Bruttowarenwert (GMV), der den Gesamtwert aller über die Plattform getätigten Bestellungen misst, kletterte in den sechs Monaten bis Ende Juni etwas auf 24,6 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis schnellte um fast 71 Prozent auf plus 411 Millionen Euro hoch und übertraf damit die Erwartungen. Unter dem Strich stand mit 356 Millionen Euro aber immer noch ein dickes Minus, wenngleich deutlich weniger als vor einem Jahr.
Prognose gesenkt
Für das Gesamtjahr backt der Vorstand jedoch beim operativen Gewinn wegen der Währungseffekte kleinere Brötchen. Erwartet wird jetzt ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 900 bis 940 Millionen Euro, statt wie zuvor 975 bis 1.025 Millionen Euro. Hintergrund der Prognosesenkung sind nach Konzernangaben millionenschwere Wechselkursverluste, die durch die Aufwertung des Euro gegenüber den an den US-Dollar gekoppelten Währungen und dem koreanischen Won entstanden seien.
Nach Einschätzung von Branchenkennern dürften in der Folge auch die Markterwartungen sinken. Laut einer vom Unternehmen selbst in Auftrag gegeben Umfrage hatten Analysten bislang im Schnitt für das Jahr 993 Millionen Euro erwartet, also leicht weniger als die Mitte der ursprünglichen Bandbreite./tav/nas/mis
(AWP)