Der Detailhandelsverband verlangt daher von der Weko, dass diese die Gesetzeskonformität der Gebühren prüft. Hinsichtlich Missbrauch der Marktmacht moniert der Verband laut einer Mitteilung vom Montag, dass Schweizer Händler von Twint abhängig seien, weil auf andere Unternehmen nicht ausgewichen werden könne.
Störend sind laut dem Detailhandelsverband vor allem die hohen Gebühren und das daraus resultierende «Preis-Leistungs-Verhältnis». Die «zu hohen» Gebühren können gemäss Swiss Retail Federation nicht einfach an die Kundschaft weitergegeben werden.
So teuer wie Kreditkarten
Für die Detailhändler seien die Händlergebühren für Twint zu einer «inakzeptablen Belastung» geworden, heisst es. Die von Twint mittlerweile erhobenen Gebühren seien «regelmässig gleich hoch oder sogar höher» als bei Kreditkarten.
Allgemeingültige Aussagen über die konkrete Höhe von Händlergebühren seien jedoch schwierig zu machen, erklärt die Verbandsdirektorin Dagmar Jenni auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Der Preisunterschied zwischen Debitkarten einerseits sowie Kreditkarten und Twint andererseits beträgt oftmals Faktor zwei und sogar teilweise mehr», so Jenni.
Die meisten Twint-Kunden - laut Verband «weit über 90 Prozent» - hätten aber ein Bankkonto statt einer Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegt. Daher müssten sich die Gebühren nach Ansicht des Verbands «vielmehr am deutlich günstigeren Niveau der Debitkartentransaktionen orientieren.»
Weko braucht Anhaltspunkte
Von der Prüfung durch die Weko erhofft sich der Verband die Einleitung einer formellen Untersuchung. Ob es zu diesem Schritt kommt, hänge aber davon ab, ob die Weko genügend Anhaltspunkte für eine unzulässige Wettbewerbsbeschränkung durch Twint sieht.
Die Swiss Retail Federation vertritt den schweizerischen Detailhandel ohne die Grossverteiler. Repräsentiert werden den Angaben nach 1900 Detailhandelsunternehmen mit 6800 Standorten in der Schweiz.
Twint bleibt «gelassen»
Bei Twint macht man sich wegen einer möglichen Untersuchung durch die Wettbewerbskommission (Weko) keine grossen Sorgen: «Wir blicken den Resultaten einer allfälligen Ermittlung gelassen entgegen», sagte eine Sprecherin auf Anfrage.
Dort, wo Twint selbst die Preise festlege, also bei direkten Zahlungsverträgen, seien die Gebühren transparent deklariert. «Händler können selbst prüfen, dass Twint eine der günstigsten Lösungen ist», so die Sprecherin weiter.
Wenn allerdings Händler Zahlungen über einen dritten Zahlungsdienstleister akzeptierten, lege nicht Twint, sondern der entsprechende Zahlungsdienstleister die Preise fest, räumte sie ein. Das Modell von Twint sei aber auch in diesen Fällen so konzipiert, «dass es keinen Grund dafür gibt, dass Twint-Zahlungen teurer als Kartenzahlungen sein sollten.»
Alter Streit
Der Streit um die Gebühren von Twint ist nicht neu. Bereits vor über fünf Jahren wehrte sich der grösste Online-Händler der Schweiz, Digitec Galaxus, gegen die Höhe der Gebühren. Damals kritisierte die Migros-Tochter eine Zahlungsgebühr, die bei einem «Vielfachen» des bisherigen Preises gelegen hätte.
Im November 2020 hatte Digitec Galaxus dann Twint wieder als Zahlungsmöglichkeit aufgeschaltet. Ob Twint Digitec Galaxus bei den Zahlungsgebühren entgegenkam, blieb offen. Die Partner hätten sich auf Konditionen geeinigt, «die den jeweiligen Interessen beider Seiten optimal entsprechen» würden, erklärte der Zahlungsanbieter damals.
sta/rw/cg
(AWP)