«Die deutsche Chemieindustrie tritt auf der Stelle und die Hoffnungen auf eine Besserung zum Jahresende schwinden», erklärte VCI-Präsident Markus Steilemann. «Hohe Energie- und Rohstoffpreise und der Auftragsmangel werden die Geschäfte weiterhin belasten.» Die Branchenunternehmen seien deshalb gezwungen, Kosten zu senken.

Die Chemie- und Pharmabranche mit rund 477 000 Beschäftigten in Deutschland ist Lieferant etwa für die Auto-, Konsumgüter- und Baubranche und damit konjunkturabhängig. Umgekehrt gelten die Geschäfte der Branche als Indikator für die gesamte Wirtschaft. Gerade die energieintensive Chemiebranche hat angesichts der Konjunkturflaute und gestiegener Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs schwierige Zeiten hinter sich. So kündigte Branchenprimus BASF den Abbau Tausender Jobs und die Schliessung energieintensiver Anlagen im Stammwerk Ludwigshafen an.

Das Strompreispaket der Bundesregierung werde nicht ausreichen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf ein neues Level zu heben, kritisierte Steilemann. Der VCI hatte sich in den vergangenen Monaten vehement für einen breiten staatlich subventionierten Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen eingesetzt, wie ihn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gefordert hatte.

Stattdessen hat sich die Bundesregierung jüngst auf einen verbilligten Strompreis für die Wirtschaft verständigt, der auch dem Mittelstand zugute kommt. Geplant ist unter anderem eine deutliche Senkung der Stromsteuer für die Jahre 2024 und 2025 für das produzierende Gewerbe und eine Ausweitung der Strompreiskompensation für Konzerne, die besonders unter hohen Strompreisen leiden. Allein im nächsten Jahr soll es Entlastungen von bis zu zwölf Milliarden Euro geben.

Derweil lagen die Umsätze der Chemie- und Pharmaindustrie im dritten Quartal 13,8 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Preise sanken um 5,5 Prozent. Für das laufende Gesamtjahr rechnet der VCI weiter mit einem Produktionsrückgang von 8 Prozent. Bei rückläufigen Preisen werde der Branchenumsatz voraussichtlich um 14 Prozent sinken. Die Geschäfte dürften auch im Winter schwierig bleiben, so der Verband. «Die Unternehmen hoffen nun auf eine Besserung im kommenden Jahr.»/als/mne/DP/mis

(AWP)