Die Lebensmitteleinzelhändler folgen damit einer Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE), die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss freiwillig um maximal zehn Prozent zu erhöhen und dies später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen. «Wir sind nach nunmehr elf Monaten Tarifkonflikt mit mehr als 60 Verhandlungsrunden bundesweit zu der Auffassung gelangt, dass Verdi leider keinerlei Interesse an einem zeitnahen Abschluss im Einzelhandel hat», sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke.
Ohne die Freigabe des HDE und seiner Landesverbände dürfen die tarifgebundenen Unternehmen die Löhne und Gehälter nicht erhöhen. Wenn diese im Oktober 2023 bereits angehoben worden sind, ist jetzt lediglich noch eine Erhöhung in Höhe der Differenz erlaubt. Die Edeka-Gruppe will sich an der Empfehlung des Branchenverbandes orientieren, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte.
Die Gewerkschaft Verdi, die auch in dieser Woche wieder Beschäftigte im Einzelhandel zu Warnstreiks aufgerufen hat, kritisierte das Vorgehen der Arbeitgeberseite. Der Handelsverband versuche «durch Ankündigungen freiwilliger Lohnanhebungen den Streikwillen zu brechen», sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. «Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch und ein Tarifabschluss, der den Preissteigerungen Rechnung trägt, ist das Gebot der Stundeikea.» Rechtsverbindliche Tariferhöhungen könnten nur in einem Tarifvertrag erzielt werden.
Die Tarifverhandlungen für die Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten kaum voran. Auch zahlreiche Warnstreiks konnten die verfahrene Situation nicht verändern. Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Auch Spitzengespräche auf Bundesebene brachten zuletzt keinen Fortschritt. Verdi wirft den Arbeitgebern vor, die Verhandlungen zu blockieren./cr/DP/jha
(AWP)