Zahlreiche Züge und Flüge drohen auszufallen, wie vorangegangene Streikrunden bereits gezeigt haben. Dahinter stehen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL mit ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Nach einer ersten Einschätzung des Lufthansa-Konzerns sind an den beiden von Verdi avisierten Streiktagen Donnerstag und Freitag rund 200'000 Passagiere betroffen. Das deutet darauf hin, dass wie bei zwei vorhergegangenen Streikwellen erneut rund 1000 Flüge pro Tag ausfallen und nur ein rundes Zehntel des ursprünglichen Angebots geflogen werden kann.
Wegen des zeitgleichen Lokführerstreiks entfällt zudem die Möglichkeit, für kürzere Strecken auf die Schiene umzusteigen. Bei der Deutschen Bahn beginnt der Streik im Fern- und Regionalverkehr am Donnerstagmorgen um 02.00 Uhr und wird dort erneut für Millionen Reisende zu erheblichen Einschränkungen führen.
Bis Freitag um 13.00 Uhr soll der Ausstand laut GDL andauern. Doch auch danach dürfte es noch einige Zeit dauern, bis alle Züge wieder wie gewohnt fahren. Im Güterverkehr beginnt der Arbeitskampf bereits am Mittwochabend um 18.00 Uhr und soll bis Freitag um 05.00 Uhr gehen.
SBB raten, Reisen zu verschieben
Die Auswirkungen des Bahnstreiks in Deutschland sind im Detail zur Stunde laut SBB noch unklar. Auf dem Schweizer Streckenabschnitt werden die ausgefallenen grenzüberschreitenden Verbindungen mehrheitlich durch Ersatzkompositionen ersetzt, so dass der inländische Verkehr möglichst nicht betroffen ist, wie die SBB am Montag mitteilten. Der Online-Fahrplan werde angepasst.
Die SBB empfehlen, Reisen nach oder durch Deutschland auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Im Rahmen einer Sonderkulanz der Deutschen Bahn hätten Reisende die Möglichkeit, ihre Reise zu verschieben und das Ticket früher oder später zu nutzen.
Weitere Streiks möglich
Es besteht die Möglichkeit, dass sich auch die Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen an den grösseren deutschen Flughäfen dem Warnstreik der Lufthansa-Kollegen anschliessen.
Wenn die Kräfte an den Passagier- und Gepäckkontrollen fehlen, kann kein Passagier in den Sicherheitsbereich der Flughäfen gelangen. Beim ersten Warnstreik am 1. Februar beteiligten sich Beschäftigte in Frankfurt, Hamburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Hannover, Stuttgart, Erfurt und Dresden.
Bahn setzt auf «Wellenstreiks»
Auch bei der Bahn kommt auf Kundinnen und Kunden in den nächsten Wochen noch einiges zu. GDL-Chef Weselsky will Streiks künftig nicht mehr wie zuletzt mit rund 48 Stunden Vorlauf ankündigen. «Wir beginnen sogenannte Wellenstreiks», sagte er am Montag. Auch Streiks während des anstehenden Osterverkehrs schloss er nicht aus.
Sehr wahrscheinlich wird auch der sogenannte Notfahrplan so nicht zu fahren sein. Einen solchen Rumpffahrplan hatte die Bahn bei den bisherigen Arbeitskämpfen im laufenden Tarifstreit stets aufgestellt, um zumindest ein eingeschränktes Angebot aufrechtzuerhalten. Bisher fuhren im Fernverkehr etwa stets rund 20 Prozent der Züge. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region unterschiedlich stark.
Verhandlungen ohne Erfolg
Knackpunkt des seit Monaten schwelenden Tarifstreits ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbussen. Fast vier Wochen sassen beide Seiten zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen, um einen Kompromiss zu finden, bisher ohne Erfolg. Am vergangenen Donnerstag teilte die Bahn mit, dass die Verhandlungen erneut gescheitert seien.
Noch ist offen, wie es im Streit weitergeht. Eine formale Schlichtung, wie sie jüngst etwa der Fahrgastverband Pro Bahn gefordert hatte, schloss Weselsky am Montag erneut aus. Dass sich beide Seiten zeitnah wieder an den Verhandlungstisch setzen, ist nicht absehbar.
mk/
(AWP)