Vor allem für Energie zahlten die Menschen im November weniger als ein Jahr zuvor (minus 4,5 Prozent). «Geholfen hat dabei der Ölpreis, der trotz des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten zuletzt wieder gefallen ist», erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Nahrungsmittel verteuerten sich den vorläufigen Daten zufolge dagegen überdurchschnittlich um 5,5 Prozent. Der Anstieg fiel aber nicht mehr so stark aus wie in den Vormonaten. Laut VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel halten auch höhere Preise für den Gaststättenbesuch und für Übernachtungen die Teuerungsrate auf noch relativ hohem Niveau.
Deutlich gestiegene Preise sind eine Belastung für Verbraucher. Die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der Konjunktur ist.
Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen weniger ein
Bei einer jüngst veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Auskunftei Schufa gaben 74 Prozent von rund 1000 Befragten an, beim Einkaufen ganz bewusst weniger Geld auszugeben. «Die Menschen haben ihr Konsumverhalten an die gestiegenen Preise angepasst, sie kaufen schlicht weniger ein», sagte Schufa-Vorstand Ole Schröder.
Immerhin hellte sich die Konsumstimmung der Verbraucher rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft etwas auf, wie aus der neuesten Konsumstudie des Nürnberger Konsumforschungsunternehmens GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) hervorgeht. Allerdings bleibe das Niveau im langfristigen Vergleich sehr niedrig, und es gebe keinerlei Signale für eine nachhaltige Erholung in den kommenden Monaten. «Die Stimmung ist nach wie vor von Verunsicherung und Sorgen geprägt», sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Arbeitsmarktexperte Dominik Groll vom IfW Kiel erwartet, dass die Erholung der Kaufkraft der Beschäftigten an Fahrt gewinnt. Das könnte den Konsum ankurbeln. Zuletzt stiegen die Gehälter stärker als die Inflation. Nach Angaben der Statistiker legten die Nominallöhne im dritten Quartal um 6,3 Prozent zu und übertrafen den Anstieg der Verbraucherpreise von 5,7 Prozent. Daraus ergab sich eine Reallohnsteigerung von 0,6 Prozent zum Vorjahresquartal. Bereits im zweiten Vierteljahr hatte es ein leichtes Plus gegeben.
Im kommenden Jahr dürften die Nominallöhne deutlich stärker steigen als die Verbraucherpreise, erwartet Groll. «Mit etwas Glück könnten die Reallohnverluste, die sich zwischen 2020 und 2022 aufsummiert haben, dann wettgemacht sein.»
Gegenüber dem Vormonat Oktober sanken die Verbraucherpreise den vorläufigen Daten zufolge um 0,4 Prozent.
Weiterer Rückgang der Inflation 2024 erwartet
Volkswirte rechnen damit, dass die Inflation weiter sinken wird. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geht von einer Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent im kommenden Jahr aus.
Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo sieht einen nachlassenden Preisdruck. Zwar dürfte die Inflationsrate im Dezember vorübergehend auf etwa 4 Prozent steigen. Hier zeige sich aber vor allem ein Basiseffekt. Im vergangenen Jahr hatte der Staat einmalig die Kosten für den Dezember-Abschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen. «Aber bereits zu Beginn des kommenden Jahres wird die Inflationsrate auf unter 3 Prozent sinken», prognostizierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmte sich mit bislang zehn Zinserhöhungen in Folge gegen die erhöhte Inflation im Euroraum und in Deutschland. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Die EZB sieht ihr Ziel stabiler Preise bei einer Inflation von mittelfristig 2,0 Prozent im Euroraum erreicht./mar/DP/bgf
(AWP)