Die meisten Rückstellungen verbuchte die deutsche Bank Helaba. Die niedrigste Vorsorge wies auf der anderen Seite angesichts eines kleineren Kreditbestands die NordLB aus. Die Auswertung von Dokumenten, die die Banken selbst veröffentlicht haben, sowie Gespräche mit Vertretern der Institute zeichnen folgendes Bild für das erste Halbjahr: Die Summen setzen sich zusammen aus Rückstellungen für konkrete Kredit-Engagements sowie aus pauschalen Immobilien-Vorsorgen, hinter denen aber noch keine konkreten Krisenfälle stehen.

Die Landesbanken hatten in den vergangenen Jahren ein beachtliches Portfolio rund um gewerbliche Immobilienkredite aufgebaut. Erst im vergangenen Jahr übernahm beispielsweise die LBBW den Finanzierer Berlin Hyp, wodurch sich das Engagement der Landesbank in etwa verdoppelte. Unterm Strich beliefen sich die Immobilien-Finanzierungen der vier grossen Landesbanken zuletzt auf etwa 180 Milliarden Euro.

Die von den Landesbanken ausgewiesenen Werte sind nicht direkt miteinander vergleichbar, bieten aber eine Annäherung. «Das Exposure der Landesbanken bei Gewerbeimmobilien im In- und Ausland ist im europäischen Vergleich hoch, und die Refinanzierungsrisiken haben aufgrund steigender Zinssätze und sinkender Marktbewertungen zugenommen», erklärte Marco Diamantini, Director Financial Institutions bei Fitch Ratings, vor wenigen Tagen in einer E-Mail an Bloomberg.

Die rasant gestiegenen Zinsen hatten zuletzt die Immobilienmärkte weltweit unter Druck gesetzt. Vielerorts sinken die Bewertungen von Gebäuden. Hinzu kommt der Trend zum Homeoffice, der vor allem auch in den USA zu teils hohen Leerständen führt. Damit steigt die Gefahr, dass einige Kreditnehmer ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können.

«Die Immobilienbranche ist von der Zinswende stark tangiert», bestätigte vergangenen Monat auch BayernLB-Finanzchef Markus Wiegelmann in einem Interview mit Bloomberg. Er geht davon aus, dass sich die Lage erst im Laufe des kommenden Jahres stabilisieren wird.

Warnung der Bafin

Diamantini rechnet in der Zwischenzeit mit signifikanten, aber nicht übergrossen Verlusten für die Landesbanken. Zur Begründung verweist er auf adäquate Besicherungen, lange Laufzeiten und festverzinste Kredite in inländischen Gewerbeimmobilien-Portfolios (CRE).

«Die Landesbanken-Ratings verfügen zudem über Spielraum, um der wahrscheinlichen Verschlechterung der CRE-Kreditbestände standzuhalten, da sie in erster Linie von der Mitgliedschaft im Unterstützungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe bestimmt werden», sagte Diamantini. In diesem System versprechen die Mitglieder, sich im Krisenfall gegenseitig zu stützen. Landesbanken gehören zu den Spitzeninstituten der Sparkassen.

Auch Sonja Förster, Vice President für Ratings europäischer Finanzdienstleister bei DBRS Morningstar, glaubt, dass die Landesbanken mit dem Gegenwind an den Immobilienmärkten zurechtkommen. Sie verwies bereits vor wenigen Tagen unter anderem darauf, dass die Kennzahl LTV - der Kreditbetrag im Verhältnis zum Immobilienwert - im Durchschnitt im unteren 50-Prozent-Bereich liege und damit einen erheblichen Puffer im Falle eines Zahlungsausfalls biete.

Zugleich steht aber auch fest, dass die Finanzaufsicht Bafin Korrekturen am Immobilienmarkt zu den sechs Risiken zählt, die sie dieses Jahr besonders im Fokus hat. Von Kreditausfällen wären ihren Angaben zufolge weite Teile der deutschen Bankenbranche betroffen, da Gewerbeimmobiliendarlehen eine hohe Bedeutung für den Sektor hätten und das Kreditvolumen über die vergangenen sieben Jahre kontinuierlich gestiegen sei.

Trotz der hohen Rückstellungen für mögliche Immobilien-Ausfälle haben die deutschen Landesbanken im ersten Halbjahr ihre Gewinne steigern können und ihre Prognosen für das Gesamtjahr überwiegend angehoben.

(Bloomberg)