«Wir bedauern die angekündigte Erhöhung der US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent zutiefst», sagte ein Sprecher der für die EU-Handelspolitik zuständigen EU-Kommission in Brüssel. Sie untergrabe die laufenden Bemühungen um eine Verhandlungslösung im Handelsstreit, schaffe zusätzliche Unsicherheit für die globale Wirtschaft und erhöhe die Kosten für Verbraucher und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks.

Die EU sei bereit, Gegenmassnahmen zu ergreifen, hiess es weiter. Dies könne auch früher passieren als am 14. Juli. Zu diesem Termin würden nach derzeitigem Stand automatisch Gegenzölle der EU in Kraft treten, die bereits wegen der ersten Zollentscheidungen von Trump geplant wurden.

Trump will US-Stahlindustrie stärken

Trump will Zölle für die Einfuhr von Stahl in die USA von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent des Warenwerts verdoppeln. Die zusätzlichen Gebühren für Importe würden die US-Stahlindustrie stärken, sagte er in einer Rede vor Mitarbeitern eines Stahlbetriebs im Bundesstaat Pennsylvania. Der Republikaner betonte, «Zölle» seien sein absolutes Lieblingswort.

Auf seiner Plattform Truth Social erklärte Trump wenig später, auch die Zölle auf Aluminium sollten auf 50 Prozent verdoppelt werden. Die neuen Sätze sollen demnach schon ab kommenden Mittwoch (4. Juni) gelten. Weder von der für die Zollverhandlungen zuständigen EU-Kommission noch vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium gab es zunächst eine Reaktion.

«Neue Eskalationsstufe»

«Die von Präsident Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelskonflikt», sagte die Hauptgeschäftsführerin der deutschen Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel.

Rippel betonte: «Eine 50-Prozent-Abgabe auf Stahlexporte ist eine massive Belastung für unsere Branche, da sie den Druck auf die ohnehin krisenhafte Konjunktur weiter erhöhen wird und unsere Stahlindustrie auf vielfältige Weise trifft.» Die Massnahmen würden die direkten Exporte in die USA stärker belasten.

Noch problematischer sei aber der indirekte Effekt: Traditionelle Lieferländer drohten durch die «exorbitanten Zölle» den Zugang zum US-Markt zu verlieren und würden in der Folge ihren Stahl in den EU-Markt umleiten. Dadurch werde sich der ohnehin bereits erhebliche Importdruck auf Europa weiter verschärfen.

Auch Schweiz exportiert Stahl in die USA

Die USA waren Stand 2024 hinter der EU weltgrösster Stahlimporteur. Die wichtigsten Herkunftsländer eingeführter Stahlprodukte sind nach Angaben der US-Regierung Kanada, Brasilien und Mexiko.

Die Schweiz exportierte im Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2024 Stahl- und Aluminiumexporte in der Höhe von 135 Millionen Dollar in die USA, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Das seco betonte, dass das Ziel der laufenden Verhandlungen mit den USA sei, die Zusatzzölle aufzuheben und die Schweiz von künftigen möglichen US-Zusatzzöllen auszunehmen.

(AWP)