Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im Dezember auf 87,6 Zähler und damit den zweiten Monat in Folge, nach 88,0 Punkten im November, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Mini-Anstieg auf 88,2 Zähler gerechnet. Die Firmen blickten ähnlich skeptisch auf ihre Lage wie zuletzt, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten schlechter. «Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Das Geschäftsklima trübte sich in der Industrie, bei Dienstleistern und im Handel ein. Im Baugewerbe blieb die Stimmung den Angaben zufolge auf niedrigem Niveau. Im laufenden Schlussquartal dürfte die deutsche Wirtschaft bestenfalls minimal wachsen, eher aber stagnieren, sagte Ifo-Konjunktur-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters. «In diesem Jahr gibt es keine Geschenke für die deutsche Wirtschaft.»
Ähnlich äusserten sich andere Experten. «Zum Jahresausklang bleibt es konjunkturell betrüblich in Deutschland», sagte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Die wirkliche Enttäuschung bleibe der erneute Rückgang der Erwartungen. Vermutlich spielten hier die Signale aus Berlin eine grosse Rolle. «Die Politik liefert nicht, teilweise agiert sie sogar realitätsblind.» In früheren Konjunkturzyklen habe in ähnlichen Phasen oft der Erfolg der Industrie auf den Exportmärkten geholfen, erklärte der Analyst. «Davon kann dieses Mal keine Rede sein.»
In einem Umfeld ohne echte Standortpolitik ruhten die Hoffnungen weiter auf den geplanten Mehrausgaben der Regierung, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. «Wenn das Fiskalpaket investiv nicht zündet, wonach es derzeit aussieht, bleibt es nur bei einem konjunkturellen Strohfeuer», sagte Krüger und betonte mit Verweis auf die Ifo-Daten: «Das Stimmungsbild fühlt sich nach Graupensuppe statt Festtagsbraten an.»
Nach einem Schrumpfen im Frühjahr und einer Stagnation im Sommer dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Schlussquartal 2025 nach Einschätzung der Bundesbank wieder leicht wachsen. Ein spürbares Anziehen der Konjunktur erwarten Fachleute aber erst für das kommende Jahr, wenn die staatlichen Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung für Impulse sorgen dürften. Allerdings bremsen die US-Zölle und die bröckelnde Wettbewerbsposition im internationalen Konkurrenzkampf die deutsche Industrie.
(reuters)
