Wegen seiner Abkehr von der Kernkraft und von klimaschädlichen Formen der Stromerzeugung wird Deutschland immer stärker auf Lieferungen aus anderen Ländern angewiesen sein, um Stromausfälle zu vermeiden, heisst es im kürzlich veröffentlichten Bericht, der den Zeitraum 2025-31 abdeckt.
"Die Berechnungen zeigen, dass Deutschland auch zu einem Stromnettoimporteur werden kann", so die zuständige Bundesnetzagentur. "Der Importbedarf steigt dabei über die Jahre." Investitionen in erneuerbare Energien seien europaweit ebenso notwendig wie in konventionelle Kraftwerke.
Deutschlands Strom-Nettoexport beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 26 Terawattstunden, verglichen mit 17 und 19 Terawattstunden in den beiden Vorjahren — und das trotz des immer spärlicher fliessenden russischen Pipelinegases. Das lag vor allem an den Stromexporten nach Frankreich, die infolge der dortigen Atomkraftwerksausfälle ein 30-Jahres-Hoch erreichten.
Nachfrageausblick
Um aber das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, die CO2-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken, sind Elektrofahrzeuge und elektrische Wärmepumpen entscheidend. Aus diesem Grund hat die Regierung ihre Prognose für den künftigen Stromverbrauch angehoben.
Steigende CO2-Kosten werden dazu beitragen, einige fossile Kraftwerke aus dem Markt zu drängen. Kohlekraftwerke könnten bereits 2030 stillgelegt werden — und somit vor dem bisherigen Zieljahr 2038, so der Bericht. Zudem ist die Bundesregierung entschlossen, die letzten drei Kernkraftwerke bis spätestens Mitte April abzuschalten.
Um die Lücke zu schliessen, muss Deutschland die Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien in diesem Jahrzehnt verdreifachen und gleichzeitig in neue Gaskraftwerke investieren. Die Europäische Union will währenddessen in den kommenden Jahren die Schaffung grösserer Verbindungskapazitäten fördern, um die grenzüberschreitenden Stromlieferungen zu verbessern.
(Bloomberg)
