Dies gelte auch für die gemeinsame Kooperation mit Frankreich im Format des Weimarer Dreiecks etwa für die Unterstützung der Ukraine, sagte Wadephul. Der von der rechtskonservativen PiS unterstützte Nawrocki hatte auch mit antideutschen und antieuropäischen Tönen Wahlkampf gemacht.
Die deutsch-polnische Zusammenarbeit sei so eng und fest, dass er keinen Zweifel daran habe, dass auch die gemeinsamen Zukunfts- und Verteidigungsprojekte realisiert werden könnten, sagte Wadephul. In Polen sei demokratisch gewählt worden. Deutsche und Polen seien Freunde - «und das wollen wir fortsetzen», sagte der deutsche Aussenminister.
Sikorski betont nach Nawrocki-Wahl Zuständigkeit für Aussenpolitik
Sikorski nannte es ein Zeichen der Demokratie, dass ein Vertreter der Opposition die Präsidentschaftswahl in Polen gewonnen habe. Ähnlich wie in Deutschland sei der Präsident in Polen nicht Regierungschef, sondern ein Repräsentant Polens im Ausland. Er führe die Politik aus, die von der Regierung vorgegeben werde. Zwar habe der Präsident in Polen mehr Befugnisse als der deutsche Präsident, da er auch ein Vetorecht habe. «Aber für den Bereich der Aussenpolitik ist die Regierung zuständig.»
Wadephul: Verteidigung und Infrastruktur zentrale Themen
Wadephul betonte als zentrale Themen für einen Ausbau der Zusammenarbeit die europäische Luftverteidigung als Sicherheitsversprechen für die Bürger. Zudem wolle man die europäische Rüstungskooperation voranbringen. Dazu brauche es «konkrete Projekte, Industriepartnerschaften und politischen Willen, der nicht an Landesgrenzen Halt macht». Zu einem wehrhaften Europa gehöre auch eine leistungsfähige Infrastruktur. Strassen, Schienen und Brücken seien «nicht nur Verkehrswege, sondern Lebensader unserer Sicherheit auch zwischen Deutschland und Polen». Zugleich verbesserten diese Investitionen konkret den Alltag der Menschen in Polen, Deutschland und ganz Europa.
Die zwei Aussenminister sprachen auch beim Deutsch-Polnischen Forum in der polnischen Botschaft. Diese bilaterale Konferenz zum deutsch-polnischen Verhältnis wurde erstmals seit sieben Jahren wieder veranstaltet. Sikorski gab sich überzeugt, «dass Polen und Deutschland Europa gemeinsam durch diese schwierigen Zeiten führen können». Auch Wadephul betonte die «gemeinsame Verantwortung für Frieden, Sicherheit und Wohlstand in Europa».
Eine geografische Gemeinschaft der Aussenminister
Um das gute Verhältnis zu unterstreichen, berichtete Wadephul von einer geografischen Verbindung zu seinem polnischen Kollegen. Seine Grossmutter sei 1910 in der Kleinstadt Nakel an der Netze (poln.: Naklo na Notecia) nahe Bromberg/Bydgoszcz geboren. Dies habe er bei der ersten Begegnung in Warschau erzählt. Darauf habe Sikorski, der aus Bydgoszcz stammt, ein Foto auf seinem Handy gezeigt: Dies sei sein Haus im Umland der Stadt - nur wenige Kilometer von Naklo entfernt./bk/DP/stw
(AWP)