Die Aktie rutschten am Mittwochmorgen zunächst ab, drehte dann aber klar ins Plus. Am Nachmittag ging es um rund drei Prozent auf 38,29 Euro nach oben. Damit setzte sich die Stabilisierung nach dem Abwärtstrend seit Sommer fort. In der Telefonkonferenz mit Analysten äusserte sich das Management zum Schlussquartal ermutigend. Die gesenkten Prognosen führt DHL zudem insbesondere auf die lediglich etwas verzögerte konjunkturelle Erholung zurück.

Der Kursentwicklung förderlich dürfte zudem sein, dass man trotz der Schwäche der Konjunktur am Aktienrückkauf-Programm festhält. Das Ziel ist es nach wie vor, die noch verbleibenden 1,2 Milliarden Euro bis Ende kommenden Jahres zurückzukaufen. Die nächste Tranche werde nun vorbereitet, hiess es.

Für 2025 erwartet das Management laut einer Mitteilung vom Mittwoch jetzt ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 7 und 8 Milliarden Euro. Bislang standen hier über 8 Milliarden operativer Gewinn im Plan, womit der Logistikkonzern potenziell wieder an das Rekordniveau aus 2022 herangekommen wäre. Vergangenes Jahr hatten die Bonner über 8,4 Milliarden Euro verdient. Analysten waren für 2025 allerdings bereits zuvor pessimistischer gewesen und hatten nur 7,4 Milliarden Euro auf dem Zettel gehabt.

Auch das laufende Jahr wird im Mittel schwächer ausfallen als bislang prognostiziert. Für 2023 wurde das obere Ende der operativen Gewinnzielspanne gesenkt. Die Prognose liegt nun bei 6,2 bis 6,6 Milliarden Euro. Auch wenn fast die Hälfte des Schlussquartals bereits vorbei ist, hält Konzernchef Tobias Meyer diese Spanne nicht für zu gross. Er verwies im Gespräch mit Journalisten auf die makroökonomischen Risiken. Der Konflikt in Israel habe aber keine Auswirkungen auf das DHL-Geschäft.

Das Management um den im Frühjahr angetretenen Vorstandschef Meyer hatte seine Jahresziele bislang an drei Szenarien geknüpft - je nachdem, ob und wie schnell sich die Konjunktur erholt. Das Szenario für eine Erholung der Weltwirtschaft ab Beginn der zweiten Jahreshälfte und einem operativen Gewinn von rund 7 Milliarden Euro entfalle, hiess es am Mittwoch. Analysten haben für das Gesamtjahr im Schnitt 6,5 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Im dritten Quartal ging der Umsatz von DHL um knapp ein Fünftel auf 19,4 Milliarden Euro zurück. Der Konzern verdiente operativ mit knapp 1,4 Milliarden Euro fast ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Dies entsprach den Erwartungen der Analysten. Ähnlich stark ging auch das Konzernergebnis zurück, es lag in den drei Monaten bis Ende September bei 807 Millionen Euro. Die Bonner haben nach dem Rekordjahr 2022 momentan vor allem wegen des jüngsten Abschwungs im Frachtgeschäft sowie der konjunkturellen Schwäche das Nachsehen.

Während im Privatkunden-Geschäft die Mengen der transportierten Sendungen zuletzt wieder anzogen, lies die Erholung im Geschäft mit Firmenkunden weiter auf sich warten. Im dritten Quartal habe sich das Volumen aber zumindest stabilisiert, teilte DHL am Mittwoch mit. In den ersten Wochen des Schlussquartals haben sich nach Aussagen des Vorstands zudem auch die Aufkommensmenge im Geschäft mit zeitkritischen Sendungen ins Positive gedreht. Es ist der grösste und rentabelste der fünf DHL-Geschäftsbereiche.

In dem Segment ging der operative Quartalsgewinn um über ein Drittel zurück, er war auch von Währungseffekten und höheren Treibstoffkosten belastet. Im Frachtgeschäft halbierte sich der operative Gewinn sogar fast, nachdem in den vergangenen Jahren in Folge strapazierter Lieferketten gestiegene Preise für Containerkapazitäten ordentlich Geld in die Kasse gespült hatten.

Auch im kleinsten Geschäftsbereich, dem europäischen Paketdienst, ging der Gewinn angesichts gestiegener Kosten und höherer Investitionen zurück. Ebenso wie im Heimatgeschäft, das auch nach der Umbenennung des Konzerns unter der Marke Deutsche Post läuft. Lediglich in der Lieferkettenlogistik konnte DHL seinen operativen Gewinn steigern. Hier bietet der Konzern seinen Kunden etwa Lagerbetrieb und -haltung sowie die Abwicklung von Versandretouren an.

Barclays-Analystin Alexia Dogani schrieb in einer ersten Einschätzung von einem robusten dritten Quartal im Rahmen der Erwartungen. Auch ihr JPMorgan-Kollege Samuel Bland zeigte sich von den Ergebnissen sowie den gesenkten Zielen wenig überrascht. Er verwies allerdings auf einen positiven Steuereffekt im lukrativen Express-Segment mit zeitkritischen Sendungen sowie auf einen nicht zahlungswirksamen Ertrag im Frachtgeschäft. Das schmälere die Qualität der Quartalsergebnisse etwas./lew/wdw/he

(AWP)