Die Verträge für die drei bestehenden Reservekraftwerke in Birr AG, Cornaux NE und Monthey VS mit einer Leistung von 336 Megawatt laufen am Ende des Frühlings 2026 aus. Der Bundesrat liess sich am Mittwoch über den Stand der Arbeiten für ihren Ersatz informieren.

Die aus acht Angeboten mit einer Gesamtleistung von gut 1000 Megawatt ausgewählten fünf Projekte - alle mit CO2-neutralem Brennstoff - können zwischen 2027 und 2030 in Betrieb gehen. Eines befindet sich in Monthey VS, betrieben von Cimo. Weiter sind es die Anlagen Sisslerfeld 1 (Getec) und 2 (Sidewinder) in Eiken AG, eine Anlage in Stein AG (Getec) und das Reservekraftwerk Auhafen der Axpo in Muttenz BL.

Die Getec-Anlagen werden nach Angaben des Unternehmens mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) betrieben. Gewonnen wird dieser Brennstoff aus Lebensmittelfetten, Speiseresten und tierischen Abfällen. Die Axpo will für ihre Anlage zunächst HVO und in einer zweiten Phase E-Methanol verwenden, wie sie mitteilte.

«Erwarten keine weiteren Preiserhöhungen»

Die Kapazität der fünf Reserveanlagen entspricht der von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) empfohlenen Stromreserve. Die Kosten für die Stromreserve werden wie bisher den Verbraucherinnen und Verbrauchern verrechnet, über den Netznutzungstarif und gemäss dem Stromverbrauch.

Die Kosten für die Anlagen sind erst nach Vertragsabschluss bekannt. «Wir erwarten, dass diese Reservekraftwerke nicht zu weiteren Preiserhöhungen führen», sagte Energieminister Albert Rösti in Bern vor den Medien.

Der Bund braucht eine Übergangslösung, weil die geplanten Anlagen die bestehenden Reservekraftwerke nicht nahtlos ab dem Winter 2026/2027 ablösen können. Um für mindestens drei Winter die Reserve zu sichern, setzt der Bund gemäss Mitteilung auf verschiedene Varianten.

Noch im vergangenen März hatte der Bundesrat bekanntgegeben, die Verträge für die bestehenden Reservekraftwerke und Notstromgruppen verlängern zu wollen. Über den allenfalls nötigen Nachtragskredit von gegen 400 Millionen Franken muss das Parlament entscheiden.

Offene Fragen

Reservekraftwerke sind als Versicherungslösung gedacht. Insbesondere wenn das geplante Stromabkommen mit der EU scheitern sollte, könnte sich die Schweiz nicht jederzeit auf Stromimporte verlassen, wie Rösti betonte. «Gerade im Winter sind wir aber auf Importe angewiesen.» Falls diese ausbleiben sollten, brauche es neben der Wasserkraftreserve auch Reservekraftwerke.

Ob dereinst weitere Reservekraftwerke gebaut werden müssen, liess Rösti offen. Klar sei aber, dass das umstrittene Kraftwerk im aargauischen Birr wie geplant nur befristet zur Verfügung stehen wird. «Verschiedene Kriterien zeigen uns, dass eine Verlängerung des Betriebs wohl nicht bewilligungsfähig wäre.»

Die Umweltorganisation WWF Schweiz kritisierte in einer Mitteilung den Entscheid des Bundesrats für neue Reservekraftwerke. Die Schweiz sei aktuell überversorgt mit Reservekapazität, hiess es. «Neubauten würden den Strom unnötig verteuern.» Zudem setzt der WWF ein Fragezeichen hinter die CO2-neutralen Brennstoffe. «Mit Schönfärberei lösen wir die Klimakrise nicht.»

(AWP)