Beharrlich führte der damalige Bund Schweizerischer Frauenvereine, der 1971 in den Bund Schweizerischer Frauenorganisationen, und schliesslich 2001 in Alliance F umbenannt wurde den jahrzehntelangen Kampf um das Frauenstimmrecht. 1971 wurde das Frauenstimmrecht nach einer zweiten Volksabstimmung endlich eingeführt.
Auch der 1981 in der Verfassung verankerte Gleichstellungsartikel geht auf das Konto der Vorgängerorganisation von Alliance F. Die Frauen in der Schweiz können aufgrund der politischen Arbeit der Organisationen heute straffrei eine Schwangerschaft abbrechen und erhalten Mutterschaftsentschädigungen. Auch der erst kürzlich angenommene zweiwöchige Vaterschaftsurlaub wurde unter anderem von Alliance F initiiert.
Aber auch international mischte die Organisation mit. Der damalige Bund Schweizerischer Frauenvereine setzte sich das Ziel, die Schweizer Frauen angemessen in internationalen Frauenbewegungen zu vertreten. So entstand die Mitarbeit im Völkerbund und der Unesco, wie dem historischen Lexikon der Schweiz zu entnehmen ist.
Ideologie von sechs Frauen
Gegründet wurde der Bund am 26. Mai 1900 von sechs Frauen. Auf der Initiative der Bernerin Helene von Mülinen, von Camille Vidart und Pauline Chaponnière-Chaix aus Genf, Marguerite Duvillard-Chavannes aus Lausanne sowie den beiden Zürcherinnen Emma Boos-Jegher und Klara Honegger beruht Alliance F auch heute noch, wie die Organisation auf deren Webseite schreibt. Sie alle waren Leiterinnen von progressiven Schweizer Frauenrechtsvereinen.
Die beiden Co-Präsidentinnen Kathrin Bertschy, Berner GLP-Nationalrätin, und die Baselbieter Grünen Ständerätin Maya Graf, vertreten aktuell die Interessen von über 100 Mitgliederorganisationen und über 900 Einzelmitgliedern.
Erst kürzlich lancierte Alliance F zusammen mit weiteren Organisationen eine neue Volksinitiative für Familienzeit. Bis im Oktober 2026 müssen die nötigen 100'000 Unterschriften für ein Zustandekommen der geforderten bezahlten Elternzeit für Mütter und Väter gesammelt sein.
Arbeit noch lange nicht fertig
Auch nach 125 Jahren gehen die Themen rund um die Gleichstellung nicht aus. Im März debattierte beispielsweise der Nationalrat über einen allgemeinen Bürgerdienst.
Ebenfalls im März mahnte Elisabeth Baume-Schneider bei einer Rede an der Sitzung der Uno-Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW) zum 30. Jahrestag der Verabschiedung der Erklärung und Aktionsplattform von Peking, dass der Weg bezüglich Frauenrechte noch sehr lang sei.
In der Schweiz zeigten die jüngsten Fortschritte den Willen des Landes, die in der Verfassung verankerten Rechte in die Realität umzusetzen, so die Bundesrätin weiter. So sei die erste nationale Gleichstellungsstrategie in Kraft und es gebe koordinierte Aktionen von Bund, Kantonen, Gemeinden und NGOs zur Prävention und Bekämpfung jeglicher Form von Gewalt gegen Frauen.
mk/
(AWP)